Nicht erst durch Walter Kempowskis „Uns geht’s ja noch Gold“ ist bekannt, daß die Zahl 88 als Chiffre für „Heil Hitler“ benutzt wurde – wenigstens von Rostocker Hafenarbeitern in der Nachkriegszeit. Fünfzig Jahre danach griffen Neonazis diese Anspielung auf die achten Buchstaben im Alphabet wieder auf. Mittlerweile ist der Geheimcode aber so wenig geheim, daß bereits Straßenverkehrsämter – beispielsweise in Weimar – die 88 nicht mehr für Kfz-Kennzeichen herausrücken. Der Präsident des sächsischen Verfassungsschutzes, Rainer Stock, geht bei der Suche nach neuen Chiffren einen Schritt weiter. So hat er im neuen WM-Planer „Spielplan ’06“ der NPD einen versteckten Hinweis auf den Braunauer Diktator entdeckt, denn bei „deren Publikationen“ müsse man „stets um die Ecke denken“. Um die Ecke gedacht ist bei Stock die Zahl 77, weil 88 minus 11 ebendiese Nummer ergebe. Und diese prangt auf dem Trikot eines Fußballpiktogramms auf der Titelseite des Planers. „An einen Zufall mag ich nicht glauben“, seufzt Stock in der offiziellen Presseerklärung des Landesamtes, nachweisbar oder strafrechtlich relevant sei es jedoch nicht. Die sächsische NPD weist indessen alles als „antifaschistische Geisterbeschwörung“ und Jagd auf „lächerliche Zahlensymbolik“ zurück. Verlierer sind in jedem Fall sogenannte Schnapszahlen, denen ein NS-Hautgout angehaftete wurde – ausgerechnet zur WM, wo gerade nicht unverdächtige, sondern gewöhnlich zweimal elf Spieler auflaufen.