Der Streit um die Benennung von Bundeswehreinheiten und Kasernen nach dem Jagdflieger Werner Mölders könnte eine überraschende Wendung nehmen. Nach Informationen der Welt sind Aufzeichnungen entdeckt worden, die belegen, daß der hochdekorierte Kriegsheld Kontakt zum katholischen Widerstand gegen Hitler hatte. Offensichtlich vollzieht sich auch im Bundesverteidigungsministerium mittlerweile ein Sinneswandel, heißt es in dem Bericht (siehe Kommentar auf Seite 2). Demnach sei das Tagebuch eines Kaplans aus Münster entdeckt worden, das die angebliche Nähe Mölders zum Münsteraner Kardinal Clemens August Graf von Galen bestätige. Galen war ein ausgewiesener Gegner des Nationalsozialismus und hat in seinen Predigten die Ermordung von Behinderten durch die Nationalsozialisten wiederholt verurteilt. In dem jetzt aufgetauchten Tagebuch gebe der Kaplan ein Gespräch mit einem Angehörigen aus Mölders‘ Geschwader wieder: „Kann ich für Mölders die Predigten haben? Er gab mir den Auftrag, sie zu erbitten. Die Offiziere des Geschwaders hätten erklärt, sie würden, wenn die Behauptungen der Wahrheit entsprächen, alle zum Führer gehen und die signa fortitudinis (Auszeichnungen) zur Verfügung stellen“, zitiert die Zeitung aus dem Tagebuch. Vor dem Hintergrund dieser neuen Erkenntnisse erscheint die im vergangenen Jahr vom damaligen Verteidigungsminister Peter Struck (SPD) angeordnete Tilgung des Namens Mölders aus der Bundeswehr unhaltbar (JF 14/05). Struck hatte sich bei seiner Entscheidung, die innerhalb der Armee auf heftigen Widerstand gestoßen war, auf ein Gutachten des Militärgeschichtlichen Forschungsamtes der Bundeswehr in Potsdam gestützt. Darin war Mölders‘ Nähe zu von Galen heruntergespielt worden. Diese Ansicht scheint durch den neuen Dokumentenfund widerlegt zu sein.
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