Mir losse de Dom in Kölle“ – so singt das rheinländische Volk im Karneval. Denn der Katholizismus ist nicht wegzudenken aus der Rhein-Main-Metropole, und der Kölner Dom, der 1996 zum Weltkulturerbe erhoben wurde, gilt nicht nur als das Wahrzeichen der Bischofsstadt, sondern ist eines der meistbesuchten Kulturdenkmäler Deutschlands. Doch in Köln leben mittlerweile auch mehr als 100.000 Muslime. Für deren religiöse Bedürfnisse stehen bislang 35 Gebetsstätten zur Verfügung. Der Plan eines neuen Moscheebaus im Stadtteil Ehrenfeld (JF berichtete mehrfach) durch die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) beginnt immer mehr Gestalt anzunehmen. Ein Architekturwettbewerb wurde ausgeschrieben, zu dem mehr als 100 Vorschläge aus Nordrhein-Westfalen und aus der Türkei eingereicht wurden. Gewinner dieses Wettbewerbs sind die Kölner Architekten Paul und Gottfried Böhm. Ihr Entwurf, mit dessen Realisierung 2007 begonnen werden soll, wurde kürzlich der Öffentlichkeit vorgestellt. Über einem rechteckigen Baukörper erhebt sich eine Kuppel, die von zwei je 55 Meter hohen Minaretten flankiert wird. Allein der Gebetsraum bietet Platz für 1.250 Gläubige; hinzu kommt ein Kultur- und Begegnungszentrum. „Köln freut sich auf diese Moschee“; so jubelte Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU) bei der Präsentation des Entwurfs. Doch damit gibt er längst nicht die Meinung aller Bürger wieder. Zwar sind außer der Bürgerbewegung Pro Köln alle Parteien für den Bau der Moschee, und Axel Köhler, der Generalsekretär des Zentralrats der Muslime in Deutschland, ist sogar Mitglied der Kölner FDP; doch hat ein Bürgerbegehren gegen den Bau des islamischen Gotteshauses schon über 11.000 Unterschriften gesammelt. Bei der Präsentation wagte es Architekt Paul Böhm sogar im Namen der Katholischen Kirche zu sprechen, als er sagte: „Als Katholiken haben wir schon lange das Bedürfnis, Muslimen ein Haus zu geben, in dem sie ihre Religion in Würde ausleben können.“ Auch der Vertreter des Erzbistums Werner Höbsch, Referatsleiter Interreligiöser Dialog, hält offensichtlich nur eine Groß-Moschee für einen würdigen Gebetsort für Muslime. Es gelte, „den Islam aus den Hinterhöfen herauszuholen“, äußerte sich Höbsch. Gegenstimmen im Bischöflichen Ordinariat gibt es entweder nicht, oder sie schweigen in der Öffentlichkeit. Dies war nicht immer so. In früheren Jahrhunderten sah die Katholische Kirche eine große Gefahr darin, der Islam könne nach Europa kommen und hier zur ernsthaften Bedrohung werden. Mehrfach wurde der Einfall der Türken abgewehrt, und katholische Festtage erinnern die Gläubigen bis heute daran: Der Sieg über die Türken am 7. Oktober 1571 bei der Seeschlacht von Lepanto wird auf das Rosenkranzgebet der gläubigen Katholiken zurückgeführt. Dieses Sieges gedenkt die Kirche alljährlich beim Rosenkranzfest am 7. Oktober. Die Abwehr der Türken vor Wien im Jahr 1683 wird ebenfalls der Fürsprache der Gottesmutter Maria zugeschrieben. Zum Dank wurde das Fest „Maria Namen“ am 12. September eingeführt, das bis heute im deutschen Sprachraum gefeiert wird. Das Umgekehrte gab es selbstverständlich auch. Die Hagia Sophia in Istanbul beispielsweise war von 537 bis 1453 eine katholische Kirche; jetzt ist sie eine der größten und bedeutendsten Moscheen weltweit. Daß die Gefahr einer islamistischen Bedrohung heute nicht mehr bestehe, darf zumindest bezweifelt werden. Dagegen sprechen sowohl Terrorakte und Drohungen als auch das auffällige Schweigen seitens vieler islamischer Kulturvereine. Was in der religiösen Praxis Deutschlands schon längst Fakt ist, erhält nun ausgerechnet in Köln auch noch einen symbolischen Ausdruck. Das Christentum ist hierzulande auf dem Rückzug, der Islam auf dem Vormarsch. Oder: Der Kölner Dom erhält Konkurrenz durch die Moschee in Köln-Ehrenfeld. Die Zeit, in der Deutschland und insbesondere das Rheinland mit dem Christentum gleichgesetzt werden konnte, ist definitiv vorbei. Foto: Modell der geplanten Moschee
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