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Eine niedersächsische Schulleiterin hat vor kurzem einen bemerkenswerten Beitrag zur Dauerdiskussion über die vielfältigen Probleme des deutschen Schulwesens geliefert. Sie hatte in einem Rundschreiben an die Eltern und Schüler um die Beachtung einiger Mindeststandards der Bekleidung gebeten und angekündigt, allzu freizügig bekleidete Schüler – vor allem Schülerinnen – demnächst zum Umziehen nach Hause zu schicken. Dieser Brief hat beachtliches Aufsehen erregt und die sattsam bekannten Reaktionen ausgelöst. Aus Bildungsministerien und Schulverwaltungen, Lehrerverbänden und der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Eltern- und Schülervertretungen sind überwiegend kritische, teilweise aber auch zustimmende Meinungen geäußert worden. In diesem Zusammenhang ist mit Recht darauf hingewiesen worden, daß die eigentlichen Adressaten dieses Schreibens nicht die Eltern und Schüler sein sollten, sondern die Lehrer und alle mit der Erziehung Jugendlicher betrauten Personen. Es ist richtig, daß sich junge Menschen vornehmlich an aktuellen Modetrends und Popstars orientieren, aber eben auch an Lehrern und Erziehern. „Lehrer sind für Schüler aber keine Vorbilder, wenn sie im Unterricht Schlabberpullis, ausgewaschene Jeans oder Öko-Schlappen tragen“, so die Vorsitzende des Bundeselternrates. So sehr man sich auch vor Verallgemeinerungen hüten sollte, ist mit dieser Feststellung das eigentliche Problem auf den entscheidenden Punkt gebracht – übrigens nicht allein im Blick auf die Lehrer. Nun wird von den betroffenen Lehrern und Pfarrern entgegnet, daß „es auf den Text und nicht auf die Textilien“ ankomme, also darauf, einen ordentlichen Unterricht zu halten und den Schülern den jeweiligen Stoff zu vermitteln, gleichgültig in welcher Garderobe. Wenn es man wenigstens so wäre! Aber ganz so gleichgültig sind die „Textilien“ offenkundig auch nicht. Es hat sich inzwischen eine Kleiderordnung entwickelt, gegen die zu verstoßen nicht ratsam ist. Weiße Schnürsenkel, bestimmte Stiefel oder Anoraks können noch immer ganze Kollegien in Aufregung versetzen. Niemand hat bisher öffentlich gefragt, ob der so bekleidete Schüler nicht auch den Pythagoras oder englische Grammatik lernen kann. Und jüngst hat ein Pfarrer einem Paar die kirchliche Trauung verweigert, weil der Bräutigam in Bundeswehruniform heiraten wollte. Es kommt vielfach eben doch auf die „Textilien“ an. Warum also auch in diesem Fall wirre Argumente? Prof. Dr. Klaus Motschmann lehrte Politikwissenschaften an der Hochschule der Künste in Berlin.

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