ROM. Papst Franziskus hat seine Besorgnis über die Entwicklung in der deutschen Kirche geäußert. Es gebe „inzwischen zahlreichre konkrete Schritte, mit denen sich große Teile dieser Ortskirche immer weiter vom gemeinsamen Weg der Weltkirche zu entfernen drohen“ schreibt das oberste Haupt der katholischen Kirche in einem persönlichen Brief, der der Welt vorliegt.
Dazu gehöre „zweifelsohne auch die (…) Konstituierung des Synodalen Ausschusses“, dessen Pläne nicht „mit der sakramentalen Struktur der katholischen Kirche“ in Einklang zu bringen seien. Der sogenannte Synodale Weg der deutschen katholischen Kirche ist ein Gesprächsforum, in dem vor allem Reformideen besprochen werden. So debattieren die Foren etwa darüber, ob künftig auch Frauen das Amt eines Priesters ausführen sollen können, oder sich die Sexualmoral der Kirche wandeln soll.
Solch klaren Worte hätte ich von Papst Franziskus gar nicht erwartet. Das ist ein Lichtblick in Anbetracht des Hasses, des Stolzes und des Hochmuts der Agitatoren des Synodalen Wegs. Deo gratias. pic.twitter.com/K8Lvs2M2ER
— Benjamin Kaiser (@KaiserBenKaiser) November 21, 2023
Streit zwischen Rom und Deutschland
Ein aktueller Beschluß der Organisation sieht die Errichtung eines „Synodalen Rates“ vor, in dem Laien und kirchliche Würdenträger gemeinsam verbindliche Entscheidungen über Glaubensinhalte und finanzielle Fragen treffen sollen.
Rom lehnt diesen Plan ab, da nach seiner Lehre ausschließlich Bischöfe über die entsprechende Kompetenz verfügen, derartige Entscheidungen zu treffen. Die deutsche Kirche hat diese Weisungen Roms bislang ignoriert und strebt den Synodalen Rat dennoch an.
„Anstatt das ‘Heil’ in immer neuen Gremien zu suchen und in einer gewissen Selbstbezogenheit die immer gleichen Themen zu erörtern“ schreibt Franziskus in seinem Brief. Er lade dazu ein, „sich zu öffnen und hinauszugehen, um unseren Brüdern und Schwestern zu begegnen, besonders jenen, die an den Schwellen unserer Kirchentüren, auf den Straßen, in den Gefängnissen, in den Krankenhäusern, auf den Plätzen und in den Städten zu finden sind“.
Papst antwortete rasch
Die Empfänger des Briefes waren offenbar die Theologinnen Katharina Westerhorstmann und Marianne Schlosser, die Journalistin Dorothea Schmidt und die Religionsphilosophin Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz. Sie waren ursprünglich ebenfalls Mitglieder der Synodalversammlung, legten ihre Mandate jedoch aus Protest nieder.
„Es hat uns überrascht, daß uns der Papst innerhalb weniger Tage geantwortet hat“, sagte Katharina Westerhorstmann. „Daß sein Schreiben genau das Datum trägt, an dem sich der Synodale Ausschuß konstituiert hat, ist aus unserer Sicht möglicherweise kein Zufall.“ Sie seien äußerst dankbar für die „Klarheit seiner Worte“, betonte Westerhorstmann. „Die Sorge um die Einheit ist ja nicht nur für Deutschland relevant, sondern ist für die ganze Weltkirche von großer Bedeutung.“ (lb)