Was verbindet Skandalregisseur Christoph Schlingensief mit Wagner-Dirigent Christian Thielemann? Bayreuth. Den zumindest menschlichen Grundstein hierfür hatte ein neuartiges Sendekonzept gelegt. Denn erstmals fanden die vermeintlichen Antipoden im von Arte produzierten Format Durch die Nacht mit … zusammen. Als Versuchskaninchen der Pilotserie demonstrierten sie, wie reizvoll das Aufeinandertreffen grundverschiedener Charaktere sein kann. Zuletzt schien es beinahe, als überwögen die Gemeinsamkeiten. Ähnliches verspricht der Sender auch jetzt: Am Ende eines nächtlichen Streifzugs sollen Henryk M. Broder und Kai Diekmann die Saat für eine Männerfreundschaft gelegt haben! Wir als aufgeklärte Zeitgenossen vermuten dagegen, daß hier um Diekmann zu zitieren der große Selbstbetrug inszeniert wird. Bevor wir aber mit Broders Worten rufen: Hurra, wir kapitulieren!, erst einmal ein Blick auf das ungleiche Paar. Die spannungsgeladene Begegnung des Polemikers Broder (62) mit dem Bild-Chefredakteur Diekmann (44) beginnt im Axel-Springer-Haus. Gemeinsam sprengen die beiden einen Empfang zu Ehren von Hans-Dietrich Genscher und begegnen Rivalen wie Weggefährten. Danach fühlen sie einander im Diener, einem Klassiker der West-Berliner Gastronomie, auf den Zahn. Sodann bringt Broder den Bild-Chef auf den Boden der Tatsachen in einem schlichten Internet-Café in Schöneberg und durch die Fahrt mit der Berliner U-Bahn. Während Broder beim Vietnamesen sorglos Rundumschläge verteilt, scheint Diekmann nicht ganz da: Ständig muß er mit Anrufen aus der Redaktion rechnen. Hernach besuchen sie den mittellosen Künstler Clemens von Wedel, der Berlin-Comics zeichnet. Dann geht es zur Druckerei in Spandau, wo beide die druckfrische Bild entgegennehmen.