Die Eidgenossen haben ihr Hornussen und Schwingen, die Afghanen lieben das Buzkashi, die Engländer ihr Cricket und die Friesen ihr Klootschießen und Bosseln. Wenn es um die traditionsreichen „Nationalsport“-Arten geht, sind der Reinheit des Sports und dem Stolz darauf keinerlei Grenzen gesetzt. Doch was sich da im Fernen Osten mit den einst so hoch angesehnen Sumo-Ringern abspielt, treibt wohl selbst dem hartgesottensten Japaner die Tränen in die Augen. Die jahrhundertealten glorreichen Shinto-Zeiten scheinen unwiderruflich vorbei. Und dies nicht erst seit heute. Seit Jahren schon liegt Japans Sumo-Ringer-Sport am Boden. Gebeutelt vom neuen japanischen Zeitgeist, der mehr auf superdürre Manga-Figuren und Fußball steht, und von Großmeistern aus dem Ausland (Hawai, Mongolei, Nord-Ossetien) beherrscht, sind die japanischen Halbgötter mit Lendenschurz und Haarknoten rar gesät. Dem nicht genug. Der illegale Drogen-Konsum der russisch-nordossetischen Sumo-Ringer Soslan (Spitzname „Roho“) und Batras („Hakurozan“) Boradsow brachte die Tradition besonderer Reinheit und Charakterfestigkeit ins Wanken und den konservativen japanischen Sumo-Ringerverband an den Rand des Wahnsinns. Was tun?