Die den Globus umrundende ZDF-Serie „Schliemanns Erben“ vermag dem Thema Archäologie schon erstaunlich lange gebührenfinanzierte Grabungsstätten abzuringen. So ist das 1996 erstmals auf Sendung gegangene Format inzwischen bei seiner siebten Staffel angelangt. Nachdem zuletzt die Goldpyramiden des Inkareichs im Mittelpunkt standen, geht es diesmal in die eigene Geschichte: gen Osten. Kurioserweise ist der Gegenstand diesmal ein Projekt, das gerade in jener Zeit verankert ist, in der Heinrich Schliemann „sein“ Troja ausgrub. Noch bevor dieser den Schatz des Priamos freilegte, stießen Archäologen aus Königsberg bei einer Grabung unweit der Kurischen Nehrung auf die Geschichte der Prussen, der einstigen Urbevölkerung. Dieser baltische Volksstamm, dessen Siedlungsraum sich zwischen Weichsel und nördlich der Memel erstreckte, war Namensgeber für das spätere Preußen. Dabei ist es eine Ironie der Geschichte, tauchten die Prussen doch erst in der überlieferten Historie auf, als sie im 12. und 13. Jahrhundert vom Deutschen Orden unterworfen und christianisiert wurden. Heute wird das 1865 im Samland entdeckte mittelalterliche Gräberfeld von russischen Archäologen „beackert“. Ein Forscherteam unter Leitung von Professor Claus von Carnap-Bornheim hat sich unterdessen auf die Suche nach der zugehörigen Siedlung begeben und stößt auf einen bisher unbekannten Knotenpunkt des internationalen Ostseehandels vom Atlantik bis Byzanz. Bedeutung erlangt die russisch-deutsche Grabung derweil vor dem Hintergrund der legendären, noch unlängst als verschollen geltenden Königsberger Prussia-Sammlung, deren Teile nach 1949 über vierzig Jahre unerkannt in der Ost-Berliner Akademie versteckt worden waren. Bemerkenswert ist auch die Geschichte der ZDF-Programmplanung: folgt auf die Hebung des Prussia-Schatzes doch im direkten Anschluß die Versenkung der „Gustloff“.
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