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Der Kunde als Mitarbeiter der Unternehmen

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Wo die politische Klasse den Staat als Selbstbedienungsladen betrachtet, den zu plündern nur recht und billig sein kann, um die eigene Klientel zufriedenzustellen, verwundert es nicht, wenn das entsprechende Prinzip auf die übrigen Bereiche des öffentlichen Lebens ausgreift. Das „Ikea-Prinzip“ vom arbeitenden Kunden begegnet uns heute zwar kaum noch am Obststand, da gemeinhin an der Kasse abgewogen wird, doch überall sonst scheint es, als wären wir zunehmend ein Volk, das es sich am liebsten selbst macht. Die der Freizeit gemäße moderne Form der „Strafkolonie“, die sich in der omnipräsenten Ansiedlung von Baumärkten manifestiert, macht aus dem „letzten Kunden“ den ersten Angestellten. Denn gerade beim Zusammenbasteln von Möbeln ist es noch immer leicht möglich, sich dämlich anzustellen. In einem dreiwöchigen Selbstversuch hat nun die SWR-Autorin Sigrid Faltin mit ihrem Team die Selbstbedienungswelt erkundet.

Die Auswirkungen dieser neuen Spezies, des „arbeitenden Kunden“, auf die Unternehmen, die Konsumentenwelt und die Gesellschaft kommen dabei ebenso zur Sprache wie die Frage, wer davon am Ende profitiert. Vielleicht sind es ja die Völkerkundler mit der Erkenntnis, daß die Deutschen nicht nur Handwerker sind, sondern auch Banker, Paketbote, Reisekaufmann und Kellner in einem. Ihr unschätzbarer Vorteil: Sie streiken nicht, nehmen keinen Urlaub, werden nicht bezahlt. De facto sind sie längst Mitarbeiter der Unternehmen, die dadurch eine Menge Geld sparen.

Doch mit sinkenden internen Kosten steigen zugleich die externen Aufwendungen, wie das vom Steuerzahler zu unterhaltende Heer der Arbeitslosen zeigt. Und zweifellos evident dürfte sein, daß die „Service-Wüste“ Deutschland keine Folge der Klimaerwärmung ist, sondern Auswuchs einer dienstleistungsfeindlichen Gesellschaft.

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Marc Jongen, ESN Fraktion
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