Anzeige
Anzeige

Von Rockträgern und Schafsköpfen

Von Rockträgern und Schafsköpfen

Von Rockträgern und Schafsköpfen

 

Von Rockträgern und Schafsköpfen

Anzeige

In Deutschland schämen sich die wenigsten Menschen für den Namen ihres Wohnorts. Meist haben sie auch keinen Grund dazu, obwohl es auch hier viele „lustige“ Namen gibt. Wer in Habenichts (Saarland), Frankenstein (Kreis Freiberg), Pissen (Landkreis Merseburg), Oberstulle und Schmalzgrube (Nachbardörfer im sächsischen Landkreis Aue) Darmstadt oder Hotzenplotz (Kreis Jägerndorf) wohnt, muß sich wohl gelegentlich ein kleines Grinsen gefallen lassen, wenn er außerhalb der Heimat seinen Mitmenschen den eigenen Wohnort mitteilt. Das ist aber meist nicht sehr schlimm. Ärger trifft es da manchen türkischen Landsmann. Viele Ortsnamen des Balkanstaates bezeugen einen außerordentlich großen Humor der Namensgeber. Sensiblere Gemüter müssen dafür seit Generationen leiden. Von Hohn und Spott gezeichnet, begehren türkische Dörfler jetzt auf. Sie wollen ihre Namen nicht mehr behalten. Den Anfang hat Recep Ögüt, Bürgermeister der Stadt Deliler, gemacht. Der Ortsname bedeutet „Die Verrückten“. Die Provinzregierung soll jetzt handeln und eine Umbenennung erlauben, meint der Schultheiß. „Pinarcik“ soll der neue Ortsname lauten, was „Kleine Quelle“ bedeutet. Es soll Schluß sein mit der Verhöhnung der Bewohner, die ähnlichen Spott über sich ergehen lassen müssen wie die Ostfriesen in Deutschland. Dabei geht es den „Verrückten“ gar nicht so schlecht. Andere Schwarzmeerbewohner sind noch schlimmer dran. Wer beispielsweise aus Eteklioglu kommt, hat wenig zu lachen. „Die Söhne des Rockträgers“ werden ausgelacht, sobald sie sich fern von der Heimat aufhalten. Nicht viel besser geht es den Bewohnern von Tohumlar („Die Spermien“), Keloglu („Die Söhne des Glatzkopfs“) oder Kocbaslar („Die Schafsköpfe“). Vor allem wenn die Jugendlichen zur Armee einrücken müssen, werden sie dort ausgiebig gehänselt. Damit soll es ein Ende haben. Neue Namen müssen her. Bei solchen Namen verwundert es nicht, daß Griechenland der türkischen Minderheit in Westthrakien verweigert, auch die türkischen Ortsnamen auszuschildern! Einen ersten Erfolg haben die Bewohner des Dorfes Deliahmetoglu erzielt. „Die Söhne des verrückten Achmed“ dürfen sich jetzt immerhin in „Sevinc“ umbenennen, was soviel wie „Freude“ heißt.

Anzeige
Anzeige

Der nächste Beitrag

ähnliche Themen
Hierfür wurden keine ähnlichen Themen gefunden.