Porsche-Fans droht Ungemach. Was nützt der schönste Edelschlitten, wenn man ihn nicht fahren und das Status-Symbol nicht öffentlich zur Schau stellen darf? Wenig. Bei Sportwagen aus dem Porsche-Stammwerk in Stuttgart-Zuffenhausen – liebevoll auch „Schwaben-Ferrari“ genannt – kommt noch ein äußerst sinnliches Erlebnis hinzu: Der besondere Klang, den man erleben muß, aber kaum mit Worten beschreiben kann. Und genau da liegt der Hund begraben. Der Hamburger Verein „autofrei leben!“ ( www.autofrei.de ) meint es ernst mit dem Rechtsstaat in der freiheitlich-demokratischen Grundordnung. Als gesetzeskonforme Bürger in der Zivilgesellschaft haben sie die nötige Zivilcourage, lärmende Verkehrsrowdies in die Schranken bestehender Vorschriften zu weisen. In einem Offenen Brief an das Kraftfahrtbundesamt und den grünen Bundesumweltminister Jürgen Trittin fordert der Verein „das Erlöschen der Betriebserlaubnis aller seit 1997 und fortlaufend neu in den Verkehr gebrachter Porsche-Pkw festzustellen“. Die Begründung klingt einleuchtend: Es liege ein Verstoß gegen Paragraph 49 der Straßenverkehrszulassungsordnung vor. Dieser fordert, daß Fahrzeuge hinsichtlich der Geräuschentwicklung nicht nur Grenzwerte einhalten, sondern auch dem neuesten Stand der Technik entsprechen müssen. Doch bereits 1997 habe Porsche-Chef Wendelin Wiedeking erklärt, daß es für Porsche eigentlich kein Problem sei, geräuschlose Autos zu bauen. In einer Porsche-Reklame-Broschüre sei nachzulesen, daß auf eine geräuschmindernde Motorkapselung verzichtet werde, weil die Fahrzeuge auch so den Grenzwert unterschritten. Der Leiter der Akustiktechnik bei Porsche habe 2001 in einer Fachzeitschrift freimütig über „Soundtuning“ philosophiert, Porsche lasse trotz formaler Einhaltung der Grenzwerte die „Außengeräusche gezielt hervortreten“. Beim Fahrzeuginnengeräusch wolle Porsche hingegen den Insassen lärmbedingte Kopfschmerzen ersparen. Damit habe Porsche quasi ein Geständnis abgeliefert, daß seine Fahrzeuge lärmschutztechnisch eben nicht dem Stand der Technik entsprächen, schließt daraus messerscharf Udo Schult, Vereinsvorsitzender von „autofrei leben!“. Er beschwert sich bitterlich: „Vor dem Hintergrund eines weite Landstriche überziehenden automobilen Tinnitus ist es zynisch, mit den Nerven und der Gesundheit von Millionen am Straßenverkehrslärm leidender Menschen zu spielen.“ Folgerichtig fordert der Verein den Bundesumweltminister auf, aktiv zu werden, zumal EG-Vorschriften dem nicht im Wege stünden. Wer aber nun glaubt, beim Vorstoß von „autofrei leben!“ handele es sich um das Gemäkel mißgünstiger, neidzerfressener Umweltschützer, die automobilen Liebhabern den sonoren Klang ihrer PS-Sinfonie nicht gönnen, der irrt. Der Vereinsvorsitzende zeigt großzügig Toleranz und stellt gleichwohl klar: „Die Firma Porsche kann beim Innengeräusch soviel Soundtuning betreiben, wie sie will, aber mit welchem Recht macht sie Außenstehende zu Zwangsmithörern ihrer Kakophonie?“