Der Schweiß an ihm ist noch nicht getrocknet, da sagt er: „Das könnte mein letztes Rodeo sein.“ Peyton Manning, Star-Quarterback der Denver Broncos, beugt sich am Spielfeldrand zum Trainer der New England Patriots, Bill Belichick, herab, raunt ihm die Worte zu und ergänzt: „Es ist mir definitiv eine Freude gewesen.“
Mit dem 20:18 Halbfinalsieg der Denver Broncos gegen die New England Patriots haben sich die Broncos das Ticket zum 50. Super Bowl der National Football League (NFL) erkämpft. Damit trifft das Team um Manning am 7. Februar im größten Sportereignis des American Football auf die Carolina Panthers.
Die Gegner könnten nicht unterschiedlicher sein
Aber für Manning könnte es tatsächlich die letzte Saison gewesen sein – mit seinen 39 Jahren ist er der älteste Quarterback, der jemals in einem Super Bowl gespielt hat. Und es war keine leichte Saison für den Spielgestalter: Er verpaßte aufgrund einer Fußverletzung sechs Spiele, und seine Pässe haben den gewohnten Schwung verloren. Cam Newton, Quarterback der Panthers, steht mit seinen 26 Jahren im krassen Gegensatz dazu. Für ihn wird es sein erstes Super-Bowl-Spiel sein, Manning hat 2006 bereits einen Super Bowl gewonnen (mit den Indianapolis Colts, für die er damals spielte) und zwei weitere verloren.
Doch nicht nur die zwei Quarterbacks könnten kaum unterschiedlicher sein, auch die Teams arbeiten nach gegensätzlichen Mustern. Die Panthers konnten in den letzten Spielen ihre Gegner immer schon in der ersten Halbzeit schlagen und mit ihrer Offensive viele Punkte holen. Allerdings hat vermutlich keine Mannschaft ihr Vorgehen so schnell und erfolgreich umgestellt wie die Broncos. Obwohl sie 2014 noch mit einer starken Offensive ins Endspiel zogen, setzen sie diesmal auf eine knallharte Verteidigung.
Eine Taktik, die sich bewährt hat; laut Sportjournalistin Nicki Jhabvala (The Denver Post) haben die Broncos in dieser Saison elf Spiele mit sieben oder weniger Punkten Unterschied gewonnen – ein Rekord in der NFL-Geschichte. Die Broncos holen also generell nicht sehr viele Punkte, aber ihre Verteidigung unterbindet regelmäßig die Spielzüge der Gegner.
Meistgesehene Fernsehsendung der amerikanischen TV-Geschichte
Dabei geht es aber nicht nur um bloße Kraft, mit der die Gegner niedergerannt werden. Football gleicht einem komplexen Schachspiel, da konstant Spielzüge angepaßt werden, um sich auf die Taktik der anderen Mannschaft einstellen zu können.
Für einen Football-Spieler ist es der größte Traum, einmal selbst am Super Bowl teilnehmen zu dürfen.
Aber nicht nur die Spieler, sondern ganz Amerika befällt Anfang Februar regelmäßig das Football-Fieber. Vergangenes Jahr sahen 14,4 Millionen Amerikaner das Spektakel – und machten den 49. Super Bowl damit zur meistgesehenen Fernsehsendung der amerikanischen TV-Geschichte.
Am Super Bowl Sunday setzen sich nicht nur Football-Fans vor den Fernseher, sondern auch weniger Sport-Verliebte – es ist eben das Ereignis, auf das alle in Amerika hinfiebern. Regelmäßig liefert sich der Super Bowl, mit weltweit rund 800 Millionen Zuschauern, deshalb ein Kopf-an-Kopf Rennen mit den Quoten der Fußballweltmeisterschaft. Auch in Deutschland ist der Super Bowl inzwischen fester Bestandteil geworden – Sat.1 berichtet mit zwei Moderatoren sogar live aus dem Stadion. Im vergangenen Jahr schalteten rund 1,64 Millionen Menschen für das erste Viertel den Fernseher an.
Berühmte Halbzeitshow
Eintrittskarten sind normalerweise schon Wochen im voraus ausverkauft. Als 1967 der erste Super Bowl stattfand, belief sich der Preis für eine Karte auf etwa zehn Dollar. Inzwischen sind die Preise „leicht“ gestiegen: 2014 lag das günstigste Ticket bei 500 Dollar, nach oben ist keine Grenze gesetzt. Schnell schießt der Preis für einen Platz in der Loge in den sechsstelligen Bereich. Wer das Spiel weder zu Hause noch im Stadion sehen möchte, besucht ein Public Viewing. 2013 kostete aber selbst eine einzelne Karte, um das Endspiel vor dem Stadion auf Leinwand sehen zu dürfen, etwa 700 Dollar.
Aber es ist nicht nur das Spiel, das begeistert, sondern auch die berühmte Halbzeitshow. Eine bessere PR kann sich ein Musiker gar nicht wünschen, die Albumverkäufe der Künstler steigen nach dem Auftritt gewöhnlich stark an. In diesem Jahr
tritt die britische Band Coldplay auf, unterstützt von der R&B-Sängerin Beyoncé.
Für manche ist aber die Werbung das eigentliche Ereignis. Ob Biermarken, Fast-Food-Ketten oder Autohersteller – jeder Werbespot wird extra für dieses Ereignis gedreht und kostet das Unternehmen auch nicht gerade wenig. Für 30 Sekunden Werbung werden rund fünf Millionen US-Dollar gezahlt.
Wer sich dieses Spektakel nicht entgehen lassen möchte: Sat.1 überträgt das Spiel in der Nacht vom 7. auf den 8. Februar live ab 0.30 Uhr.
JF 6/16