BERLIN. Der Bundesgerichtshof (BGH) hat sich auf Nachfrage der JUNGEN FREIHEIT geweigert, zu erklären, warum er den Kurznachrichtendienst X verlassen hat. „Der Account beim Kurznachrichtendienst ’Mastodon‘ hat sich inzwischen etabliert und eine erhebliche Zahl von Followern erreicht, so daß es uns als ausreichend erscheint, unsere Pressemitteilungen über diesen zusätzlichen Kanal zu veröffentlichen“, sagte ein BGH-Sprecher der JF.
Wir stellen diesen Kanal ein. Sie können uns über unseren Newsletter (https://t.co/f8BkMb07To) oder Mastodon (https://t.co/fUlEaAqcAG) folgen.
— Bundesgerichtshof (@BGH_Bund) January 9, 2025
Der BGH hatte unlängst auf X verkündet, diese Plattform zu verlassen. Dazu hatte die Behörde die Bürger eingeladen, ihr auf der linken Kleinstplattform Mastodon zu folgen, um keine Neuigkeiten zu verpassen. Der Abschied des BGH von X erfolgte am selben Tag wie das Gespräch zwischen X-Chef Elon Musk und AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel. Ein Zusammenhang ist naheliegend.
Auf dem inzwischen nicht mehr aktiven X-Kanal folgten mehr als 25.000 Personen, bei Mastodon sind es gerade einmal 4.400.
ORF-Journalist: Musk will X „als konstruktive Diskurs-Plattform zu zerstören“
Seit der Übernahme von X durch Elon Musk im Oktober 2023, verlassen immer wieder linke Prominente aus Medien und Politik die Plattform. Nach dem Wahlsieg von Donald Trump im November vergangenen Jahres, legten neben dem „Zeit im Bild“-Nachrichtensprecher Armin Wolf auch die „Rechtsextremismus-Expertin“ Ingrid Brodnig, der Chefredakteur des linken Wochenblattes Falter, Florian Klenk, und Dutzende weitere linke österreichische Journalisten ihre Accounts still. Nicht etwa heimlich, still und leise, sondern in einer konzertierten Aktion unter dem Hashtag #eXit. Ihr Ziel: die Plattform Bluesky.
Auch mit von der Partie im sind laut Bericht der Tageszeitung Standard Thomas Mohr (Puls 4/Puls 24), Corinna Milborn (ProSieben/Sat.1/Puls4), Stefan Kaltenbrunner, Cathrin Kahlweit (Süddeutsche Zeitung), Oliver Das Gupta (Spiegel/Standard), Patrick Gruska (ORF). Der bekannteste der Abtrünnigen, Armin Wolf, der zuletzt auf X 640.000 Follower zählte, erklärt den #eXit auf seinem persönlichen Blog. Schuld sei natürlich Tesla-Milliardär Elon Musk, der in den Augen des Chefs der wichtigsten Nachrichtensendung Österreichs gar unermüdlich daran arbeite, X „als konstruktive Diskurs-Plattform zu zerstören“. Musk habe es „den Irren erlaubt, die Anstalt zu übernehmen“.
„Wer viele Follower hat, kann kein politisches Posting mehr schreiben, ohne Dutzende oder Hunderte untergriffigster Kommentare größtenteils vermummter Aggro-Trolle. Für etwas exponiertere Frauen ist X ohnehin unzumutbar geworden. Und der Über-Troll ist leider der Chef, dem der Laden gehört“, schreibt Wolf in seinem Blogpost. „Elon Musk mag ein genialer Unternehmer sein und unermesslich reich, aber auf X verbreitet er ohne jede Hemmung Verschwörungs-Fantasien, Desinformation und Fakes. Aus der politisch relevantesten Social-Media-Plattform der Welt hat er eine Propaganda-Bühne für sein Polit-Abenteuer als Donald Trumps best buddy und eine gigantische Hate-Speech-Schleuder gemacht“, so Wolf weiter. (st/rr/ho)