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Zeitungsinterview: Rassismus? Bestseller-Autorin Funke gegen Zensur von Klassikern

Zeitungsinterview: Rassismus? Bestseller-Autorin Funke gegen Zensur von Klassikern

Zeitungsinterview: Rassismus? Bestseller-Autorin Funke gegen Zensur von Klassikern

Autorin Cornelia Funke hält nichts von Zensur
Autorin Cornelia Funke hält nichts von Zensur
Die Autorin Cornelia Funke spricht auf der Bühne vom Hans Otto Theater beim Potsdamer Literaturfestival „LIT:potsdam“. FOTO: picture alliance/dpa | Jens Kalaene
Zeitungsinterview
 

Rassismus? Bestseller-Autorin Funke gegen Zensur von Klassikern

Cornelia Funke kritisiert Cancel Culture bei Klassikern und plädiert für erklärende Vorworte. Die Autorin, die selbst Sensitivity-Reader einsetzt, warnt vor politischer Überkorrektheit.
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OSNABRÜCK. Die Kinder- und Jugendbuchautorin Cornelia Funke, bekannt durch Werke wie „Tintenherz“ und „Die wilden Hühner“, spricht sich gegen die nachträgliche Änderung literarischer Klassiker aus, um heute als rassistisch empfundene Begriffe zu entfernen. In einem Interview stellt sie klar: „Damit greift man in das Werk eines Autors ein, der aus seiner historischen Perspektive geschrieben hat.“ Als Beispiel nannte sie Astrid Lindgren, die trotz ihrer humanistischen Haltung in einem historischen Kontext den Begriff „Negerkönig“ verwendet habe.

Statt Änderungen plädiert Funke in einem Gespräch mit der Osnabrücker Zeitung für erklärende Vorworte, die auf Problematiken hinweisen und diese einordnen. Sie selbst arbeite mit sogenannten Sensitivity-Readern zusammen, die ihre eigenen Werke auf stereotype oder diskriminierende Inhalte prüfen. Sie sieht darin eine bereichernde Möglichkeit, mahnt jedoch, daß dies nicht zu einer übertriebenen politischen Korrektheit führen dürfe: „Wir dürfen keine politischen Saubermänner werden, die den Geschichten die Empfindsamkeit nehmen.“

Geschichtenerzähler brauchen Hoffnung

Beim Schreiben über Figuren aus anderen Kulturen oder mit anderer Hautfarbe bezeichnet sich Funke als „Gestaltwandlerin“. Sie hoffe dabei stets, sich in ihre Charaktere hineinversetzen zu können, betonte aber: „Diese Hoffnung braucht man als Geschichtenerzähler. Andernfalls könnte ich nur über die Gefühle 65jähriger weißer deutscher Frauen schreiben – und das wäre doch sehr langweilig.“

Welche bisweilen absurden Blüten die vermeintliche Korrektheit tragen kann, wurde im Vorjahr besonders deutlich. Bei einer Schlager-Show in der ARD fehlte das Wort „Indianer“ plötzlich in dem von Florian Silbereisen und Beatrice Egli gecoverten Klaus-Lage-Kultsong „1000 und eine Nacht“. Aus der Original-Zeile „Erinnerst du dich, wir haben Indianer gespielt“, die Klaus Lage 1984 erstmals sang, wurde bei dem Duett: „Erinnerst du dich, wir haben zusammen gespielt.“ Diether Dehm, der Autor des Songs, erstattete Strafanzeige wegen Urheberrechtsverletzung.
(rr)

Die Autorin Cornelia Funke spricht auf der Bühne vom Hans Otto Theater beim Potsdamer Literaturfestival „LIT:potsdam“. FOTO: picture alliance/dpa | Jens Kalaene
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