BERLIN. Die ehemalige ZDF-Journalistin Katrin Seibold hat ihrem früheren Sender vorgeworfen, Beiträge zur Corona-Pandemie zu manipulieren und keine Kritik zu zulassen. „In meinem Beitrag über #allesdichtmachen wurde journalistische Neutralität als meine Meinung plattgemacht durch die Auswahl eines Gastes. Ähnlich erging es einer Kollegin, die ihren Beitrag über #allesaufdentisch gegen ihre Überzeugung und gegen das vorher ausgearbeitete Konzept umschneiden mußte“, sagte sie in der Sendung „Viertel nach Acht“ der Bild-Zeitung. Unter den Hashtags „allesaufdentisch“ und „allesdichtmachen“ war es seit Beginn der Pandemie 2020 zu Diskussionen über die Maßnahmen und Politik der Bundesregierung gekommen.
Seibold führte weiter aus, es sei seit Beginn der Corona-Zeit immer schwieriger geworden, Kritik zu äußern oder Fragen zu stellen. So sei ihrer Meinung nach beispielsweise das Thema Kinder in der Pandemie zu wenig beachtet worden.
In ihrem Kündigungsschreiben habe das ZDF beklagt, sie habe Redaktionssitzungen immer wieder für „Kritik am System“ genutzt und so „Störgefühle“ bei Kollegen ausgelöst. Das wiederum habe zu einem gestörten Vertrauensverhältnis geführt, weswegen eine Weiterbeschäftigung nach Ablauf ihres zeitlich begrenzten Arbeitsvertrages nicht mehr vorstellbar gewesen sei.
ZDF setze Geld „sehr zweifelhaft“ ein
Die Journalisten warf dem ZDF vor, „Fake News“ produziert zu haben. So habe sie miterlebt, wie beispielsweise vor dem Irak-Krieg 2003 quasi auf Bestellung aus der ZDF-Zentrale ein Beitrag in New York gedreht worden sei, in dem es um die angebliche Panik der Einwohner vor einem irakischen Giftgasangriff gehen sollte. Seibold berichtete dazu von gestellten Szenen, in denen Personen ihre Fensterfugen gegen Gas abdichteten.
Sie merkte zudem mit Blick auf Diskussionen um die Rundfunkbeiträge und Versäumnisse von ARD und ZDF, zeitnah und direkt von aktuellen Ereignissen zu berichten, an, das vorhandene Geld werde „einfach sehr zweifelhaft eingesetzt“. So habe das ZDF „einen eigenen Angestellten, der Kunst kauft. Soviel Geld hat der öffentlich-rechtliche Rundfunk. Was viele Mitarbeiter gar nicht wissen, es werden zur Zeit viele Neubauten geplant auf dem ZDF-Gelände für 45 Millionen Euro“. Seibold forderte, stattdessen sollte das Geld für guten Journalismus eingesetzt werden.
Seibold ist nicht die erste Journalistin, die nach ihrem Ausscheiden aus dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk scharfe Kritik äußert. So berichtete die ehemalige WDR-Moderatorin Simone Standl, der Sender blicke auf seine Zuschauer herab und wolle zugleich deutsche Mitarbeiter auswechseln, weil sie keinen Migrationshintergrund haben. (ag)