KÖLN. Ende Juli 2019 setzte sich Lorenz Beckhardt vor die WDR-Kamera und hämmerte knallharte Forderungen in die deutschen Wohnzimmer. Der „Tagesthemen“-Mann verlangte am Ende seines Kommentars: „Macht Fleisch, Autofahren und Fliegen so verdammt teuer, daß wir davon runterkommen. Bitte! Schnell!“ Und er schob an die Politiker gerichtet hinterher: „Dann wählen wir auch Euch alle!“
Sich selbst outete Beckhardt in dem Kommentar als „Konsumsüchtigen“, der gern fliege, tauche und Fleisch grille. Aber: „Jeder weiß: Süchtige brauchen Hilfe!“ Die sah er in einer Verteuerung für alle. Denn Konsumsucht sei klimaschädlich. Und dagegen müsse die Politik etwas tun.
Drei Jahre später sitzt derselbe Lorenz Beckhardt (Lebensmotto: „Früher Weltrevolution. Heute Weltreisen.“) vor seinem Twitter-Account und beklagt sich über die steigenden Preise. Er retweetet den Verdi-Aufruf zum Warnstreik beim WDR. Die Gewerkschaft will für Journalisten wie den „Tagesthemen“-Kommentator 5,5 Prozent mehr Gehalt. Dann kann sich der Konsumsüchtige wieder genauso viel Fleisch, Autofahren und Flüge leisten wie vor der Jahrhundert-Teuerung, die er sich doch so gewünscht hatte.
Viele Tauchgrüße aus Ägypten und Oman
In diesem Jahr übrigens brüstete sich der WDR-Redakteur im sozialen Netzwerk bereits mit seinen Tauchkünsten und den damit verbundenen Fernreisen. Am 16. Juni twitterte der mit Zwangsgebühren bezahlte Inflations-Forderer 34 Bilder von der wunderbaren Unterwasserwelt Ägyptens. Er sei jetzt in Hurghada, ließ er seine Follower wissen.
Nicht einmal zwei Monate zuvor, am 22. April, hatte Beckhardt 18 Fotos vom Tauchurlaub in Oman online gestellt. Schwärmender Kommentar zu den traumhaften Unterwasser-Bildern: „37 Grad oben. 27 Grad unten.“ Nun ist Beckhardt wieder geerdet und unterstützt die Forderungen des Warnstreiks vom vergangenen Wochenende. Alle sind gespannt, von wo aus er die nächste digitale Postkarte abschickt. Und wann er das nächste Mal in der ARD gegen Urlaubsreisen wettert.