Die erste Runde im Schlagabtausch zwischen dem Musiker Neil Young und dem Podcaster Joe Rogan ging vor wenigen Tagen ohne klaren Sieger aus. Der Songwriter und Sänger hatte den Kampf eröffnet, indem er ihm vorgeworfen hatte, in der Show „The Joe Rogan Experience“ auf der Audio-Plattform Spotify Verschwörungstheorien zum Thema Corona zu verbreiten. Young zog daraufhin seine Lieder von dem Streaming-Dienst zurück und forderte Musiker auf, es ihm gleich zu tun.
Rogan gelobte zwar, künftig alles dafür zu tun, um kontroverse Standtpunkte in seiner Sendung mit entsprechenden Gegenpositionen zu konfrontieren. Zugleich betonte er jedoch, er habe keine Falschinformationen verbreitet. Spotify hielt ihm – wohl nicht ganz uneigennützig – die Treue und beendete die Zusammenarbeit nicht. Das wäre für das schwedische Streaming-Unternehmen auch höchst unwirtschaftlich. So hatte es den US-Amerikaner Rogan erst 2020 für mutmaßlich 100 Millionen Dollar unter Vertrag genommen. Immerhin ist der Komiker und Kampfsportkommentator mit 8,1 Millionen Twitter-Followern und 11,8 Millionen YouTube-Abonnenten der derzeit erfolgreichste und einflußreichste Podcaster.
In der zweiten Runde folgten die 78jährige Sängerin Joni Mitchell und der Musiker aus Youngs Begleitband, Nils Lofgren, dem Aufruf, Spotify den Rücken zu kehren. Der Streaming-Anbieter selbst kündigte unterdessen an, gegen Falschinformationen vorzugehen und Beitrage zu Corona mit zusätzlichen Informationen versehen. Vorteil Team Young?
„Spiegel“ sucht nach Rassismusbeweisen gegen Rogan
Um Rogan, der in seinem Podcast seine Gäste umfassend zu Wort kommen läßt, ohne sie zu bevormunden oder mit erhobenem Zeigefinger belehren zu wollen, KO zu schicken, trat nun die Sängerin India Arie auf den Plan. Sie warf dem in deutschen Medien als „rechts“ oder „Krawallmacher“ titulierten Podcaster Rassismus vor.
Da sie selbst keine konkreten Aussagen als Beleg für diese Anschuldigung präsentierte, suchte man beim Spiegel nach dem rauchenden Colt, der Rogan überführen sollte. Als dünner Beleg sollte dienen, daß er im Gespräch mit dem Psychologen Jordan B. Peterson darüber sinnierte, ab wann die Begriffe „Schwarzer“ und „Brauner“ für Farbige zutreffend seien.
Boykott-Aufruf versiegt
Um den scheinbar wankenden Rogan und Spotify den Rest zu geben, fühlen sich auch deutsche Prominente berufen, ins Boykott-Geheul einzustimmen. Der Schauspieler Hannes Jaenicke verwies auf Twitter darauf, daß das Unternehmen Rüstungskonzerne unterstütze, ließ die Worte „Corona-Leugner“ und „Rassist“ fallen. Garniert wurde der Appell an seine überschaubaren 5.851 Follower mit der Parole „Byebye Spotify! Delete Spotify“.
2 Helden/innen des R&R sabotieren Spotify: Joni Mitchell und Neil Young. Wir sollten massenhaft mitmachen: Spotify investiert in Rüstungskonzerne und verbreitet 'The Joe Rogan Experience'-Podcast. Corona-Leugner, Rassist. Byebye Spotify! #DeleteSpotify
— Hannes Jaenicke (@HannesJaenicke) January 29, 2022
Der KO-Schlag war das alles für Rogan und Spotify aber noch nicht. Denn die Liste der Boykott-Rufer dies- und jenseits des Atlantiks spricht nicht dafür, daß die Schwergewichte des Showbusiness angetan sind, dem Streaming-Anbieter den Rücken zu kehren. Punktsieg Spotify und Rogan.
Der ganze Vorgang ist vielmehr ein weiteres Beispiel dafür, wie Prominente aus der zweiten Reihe versuchen, im Windschatten der Corona-Pandemie etwas Aufmerksamkeit zu bekommen. Wie würden sie wohl reagieren, wenn Rogan sie in seinen Podcast einladen würde?