BERLIN. Die Chefredakteurin des russischen Auslandsfernsehens RT, Margarita Simonjan, hat die Löschung zweier von RT DE betriebener YouTube-Kanäle scharf kritisiert. „Dies ist ein echter Medienkrieg, den der Staat Deutschland dem Staat Rußland erklärt hat“, kommentierte Simonjan laut RT DE.
Sie hoffe, daß Rußland die „Deutsche Welle und andere deutsche Medien in Rußland verbietet und die ARD- und ZDF-Büros unverzüglich schließt“. Dies sei aus Gründen der Selbstachtung nötig. Es gebe schon seit langem eine Medienkampagne gegen den deutschen Ableger. Zunächst „wollte man uns nicht reinlassen“, beklagte Simonjan. Da dies aber nicht genügt habe, „haben sie uns einfach entfernt“.
RT habe gegen Corona-Richtlinie verstoßen
Die US-amerikanische Videoplattform YouTube hatte am Dienstag abend der Deutschen Presse-Agentur (dpa) bestätigt, die zwei Kanäle mit rund 600.000 Abonnenten gelöscht zu haben. Als Grund gab ein Sprecher demnach an, das Staatsmedium habe gegen die Richtlinie zur Mißinformation im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie verstoßen. Zunächst habe RT DE für einen bestimmten Zeitraum keine Videos mehr hochladen dürfen. Doch RT DE soll daraufhin einen zweiten Kanal genutzt haben. Die Google-Tochter wertete das als Umgehungsversuch, weshalb am frühen Dienstag abend die Sperrung erfolgt sei.
Ein Sprecher von RT DE sagte der dpa, der Sender sehe sich „zu Unrecht beschuldigt und prüft derzeit juristische Schritte gegen die willkürliche Kündigung“. Die russische Staatsagentur Tass meldete, die Medienaufsichtsbehörde Roskomnadsor drohe Google mit einer Strafe von bis zu einer Million Rubel (rund 11.750 Euro), wenn das Unternehmen die Maßnahme nicht zurücknehme. Bei weiteren Sperrungen könne die Summe auf drei Millionen Rubel steigen.
Russisches Außenministerium spricht von „beispiellosem Informationsangriff“
Das russische Außenministerium sprach laut dpa von einem „beispiellosen Informationsangriff, der mit offensichtlicher Duldung, wenn auch nicht sogar auf Drängen der deutschen Seite begangen wurde“. Belege für diese Behauptung nannte das Ministerium demnach nicht.
RT, das früher unter dem Namen Russia Today firmierte, plante zuletzt die Expansion in Deutschland. Der Start des linearen TV-Programms war für Dezember geplant. Allerdings fehlt dazu bislang die notwendige Rundfunklizenz. RT hatte versucht, die Lizenz über luxemburgische Behörden zu erhalten. Dies scheiterte jedoch vor einigen Wochen. (ls)