BERLIN. ZDF-Moderatorin Petra Gerster hat das Gendern in Nachrichtensendungen gerechtfertigt. In Gesprächen mit der Großfamilie sei ihr bewußt geworden, wie wichtig das Thema vor allem für junge Frauen sei, sagte „heute“-Moderatorin der taz.
„Ich selbst hatte nie ein Problem mit dem generischen Maskulinum, fühlte mich tatsächlich immer mitgemeint. Aber meine Großnichte, sie ist 20, fühlt sich dadurch diskriminiert. Ausgeblendet sozusagen. In dieser Generation – und nicht nur da – hat sich also die Wahrnehmung verändert. Und wenn das viele so empfinden, sollte das die Sprache widerspiegeln“, erläuterte Gerster. Sprache sei etwas Lebendiges und verändere sich mit der Gesellschaft.
Daß auch sie in ihren Moderationen gendere, sei unter anderem auf Claus Kleber vom „heute journal“ zurückzuführen. Obwohl sie seit ihrem 14. Lebensjahr überzeugte Feministin sei, habe sie sich lange gegen die Übernahme des Gendersprechs gesperrt, weil sie fand, gesprochen funktioniere das nicht. „Dann brachte Claus Kleber im letzten Jahr die Minipause ab und zu in seinen Moderationen im ‘heute Journal’ unter und kam dabei sehr selbstverständlich rüber.“
Gerster: Kritik hauptsächlich von alten Männern
Nach ihrer ersten Sendung mit Gendersternchen im vergangenen Oktober hätten sich etwa 60 Zuschauer beschwert, was viel sei, berichtete Gerster. „Mittlerweile sind die Beschwerden pro Sendung nur noch im einstelligen Bereich, es setzt also eine Gewöhnung ein.“
Die Kritik am Gendersprech, auch von der JUNGEN FREIHEIT, deutete die ZDF-Moderatorin als Beweis dafür, wie wichtig das Thema für die Rechte in Deutschland sei. „Das macht mir Sorgen, weil die unsere Freiheit und alles, was wir an Fortschritt erarbeitet haben, wieder infrage stellt.“
Überhaupt tobe ein ideologischer Kampf um die gendergerechte Sprache, der vornehmlich von – wie sie vermute – älteren Männern geführt werde. „Manchmal geradezu haßerfüllt. Offenbar geht es hier um eine Machtfrage, um Deutungshoheit. Und um die Angst dahinter, etwas von dieser Macht an Frauen und ‘andere Minderheiten’ abgeben zu müssen.“ Sie verstehe nur nicht, was jemand durch geschlechtergerechtes Sprechen verlieren könne.
Beim ZDF sei es den Journalisten selbst überlassen, ob sie in ihren Texten und Moderationen genderten oder nicht. Es gebe dazu keinen Zwang, betonte Gerster.
„Leitfaden für gendersensiblen Sprachgebrauch“
Erst unlängst hatte ZDF-Chefredakteur Peter Frey das Verwenden von gendergerechter Sprache im Fernsehen verteidigt. „Die Gesamtheit unserer Zuschauerinnen und Zuschauer soll sich im Programm angesprochen und durch die Ansprache wertschätzend behandelt fühlen. Das geht weiter über die Verwendung des Gendersterns hinaus“, hieß es in einem Schreiben Freys an JF-Chefredakteur Dieter Stein.
Dieser hatte dem ZDF die mehr als 25.000 gesammelten Unterschriften einer Petition der JUNGEN FREIHEIT übergeben, die ein Ende der Gender-Sprache im öffentlich-rechtlichen Rundfunk fordert.
Wie berichtet, gibt es beim ZDF einen internen „Leitfaden für gendersensiblen Sprachgebrauch“, der für alle Mitarbeiter des Senders im Intranet steht. Darin fordert die Gleichstellungs- und Diversitybeauftragte des ZDF, Marita Lewening, ihre Kollegen dazu auf: „Gendern Sie mit Sinn und Verstand und mit Bedacht auf Ihre Zielgruppe! (…) Sie unterstützen damit die Gleichstellung und Vielfalt im ZDF!“
Die Mitarbeiter sollten darauf achten, keine Klischees und Rollenzuschreibungen zu übernehmen. Zum Beispiel seien Formulierungen wie „Putzfrau“, „Mädchenname“ oder „seinen Mann stehen“ veraltet. (krk)