BERLIN. ZDF-Chefredakteur Peter Frey hat das Verwenden von gendergerechter Sprache im Fernsehen verteidigt. „Die Gesamtheit unserer Zuschauerinnen und Zuschauer soll sich im Programm angesprochen und durch die Ansprache wertschätzend behandelt fühlen. Das geht weiter über die Verwendung des Gendersterns hinaus“, heißt es in einem Schreiben Freys an JF-Chefredakteur Dieter Stein.
Dieser hatte dem ZDF in der vergangenen Woche die mehr als 25.000 gesammelten Unterschriften einer Petition der JUNGEN FREIHEIT übergeben, die ein Ende der Gender-Sprache im öffentlich-rechtlichen Rundfunk fordert.
Frey bedankte sich für die überreichte Petition, bekräftigte jedoch, das ZDF werde auch weiterhin am Gebrauch der „gendersensiblen Sprache“ festhalten. Als öffentlich-rechtliches Medienunternehmen habe man das klare Ziel, alle Menschen diskriminierungsfrei anzusprechen. Es gehe zudem darum, bei Formulierungen darauf zu achten, „daß Rollenzuschreibungen nicht als tradierte Sprachmuster weitergegeben werden“, erläuterte der ZDF-Chefredakteur.
Formulierungen sollen ständig neu gedacht werden
Zwar habe die Geschäftsleitung den Redaktionen diesbezüglich keine Vorgaben gemacht, es gebe aber die Empfehlung, „zu diskutieren, wie eine Ansprache aller Zuschauergruppen gelingen kann“. Praktikable und zeitgemäße Formulierungen sollten ständig neu gedacht werden. Gerade das Online-Nachrichtenangebot von ZDF-„heute“ würde häufig von einem jungen Publikum genutzt, für das der Genderstern mittlerweile üblich sei. „Darauf stellen wir uns ein“, bekräftigte Frey.
Erst kürzlich hatte die JF über einen internen „Leitfaden für gendersensiblen Sprachgebrauch“ des ZDF berichtet, der für alle Mitarbeiter des Senders im Intranet steht. Darin fordert die Gleichstellungs- und Diversitybeauftragte des ZDF, Marita Lewening, ihre Kollegen dazu auf: „Gendern Sie mit Sinn und Verstand und mit Bedacht auf Ihre Zielgruppe! (…) Sie unterstützen damit die Gleichstellung und Vielfalt im ZDF!“ Die Mitarbeiter sollten darauf achten, keine Klischees und Rollenzuschreibungen zu übernehmen. Zum Beispiel seien Formulierungen wie „Putzfrau“, „Mädchenname“ oder „seinen Mann stehen“ veraltet.
Auch empfiehlt der Leitfaden die Verwendung des Gendersterns. Bei Moderationen und gesprochenen Beiträgen könne dieser „durch eine gesprochene Pause nach der Grundform des Substantivs ausgedrückt werden“.
Bei ARD-Chef Tom Buhrow dagegen hält sich die Begeisterung für gendergerechter Sprache im Fernsehen in Grenzen. Er persönlich fände Gendern in der Schriftsprache zwar in Ordnung, sagte er dem Spiegel. Aber: „In der gesprochenen Sprache wirkt es auf mich künstlich, und bislang ist es nicht in den Alltagsgebrauch übergegangen. Es ist ähnlich wie mit der Kleidung. Alles, was irgendwie ablenkt, führt dazu, daß man sich nicht mehr auf das Thema konzentriert.“ (krk)