KÖLN. Mehrere WDR-Redakteure haben Intendant Tom Buhrow vorgeworfen, dem Sender in der sogenannten Umweltsau-Affäre in den Rücken gefallen zu sein. Am kommenden Dienstag soll es daher eine Redakteursversammlung geben, an der auch Buhrow teilnehmen werde. „Wir sind – wie sicher viele von Euch – fassungslos“, beklagte sich die Redakteursvertretung in einem internen Rundschreiben laut einem Bericht der Nachrichtenagentur dpa.
WDR: „von Rechtsextremen orchestrierten Shitstorm“
Fassungslos seien die Redakteure „natürlich nicht über eine Satire, die Geschmackssache sein darf; nein, wir sind fassungslos, daß der Programmchef von WDR2 ein Video mit einem satirischen Kinderlied löschen lässt, und vor allem auch darüber, daß Intendant Tom Buhrow einem offenbar von Rechtsextremen orchestrierten Shitstorm so leicht nachgibt, sich vorschnell redaktionell distanziert und sich nicht nur persönlich entschuldigt, sondern dabei mehrfach öffentlich (u.a. live bei WDR2) Redakteurinnen und Redakteuren in den Rücken fällt, statt ihnen in Zeiten inszenierter Empörungswellen gegen den WDR und den ÖRR [öffentlich-rechtlichen Rundfunk] den Rücken zu stärken.“ Buhrow habe so die interne Rundfunkfreiheit gefährdet.
Der Fall hatte zwischen Weihnachten und Silvester für heftige Reaktionen gesorgt. Anlaß war ein Video mit dem WDR-Kinderchor, in dem dieser zur Melodie von „Meine Oma fährt im Hühnerstall Motorrad“ unter anderem sang:
„Meine Oma brät sich jeden Tag ein Kotelett, ein Kotelett, ein Kotelett. Weil Discounterfleisch so gut wie gar nichts kostet, meine Oma ist ne alte Umweltsau.“
In den sozialen Netzwerken kam schnell scharfe Kritik an dem Lied auf. Nutzer warfen dem WDR vor, die Kinder politisch zu mißbrauchen sowie Jung gegen Alt auszuspielen und so einen Generationenkonflikt zu schüren.
Buhrow rechtfertigt Kritik
Bereits nach ersten Protesten entschuldigte sich Buhrow für das Lied – „ohne wenn und aber“. Das Video sei ein Fehler gewesen. Sein 92jähriger Vater, den er gerade im Krankenhaus besucht habe, sei keine Umweltsau. „Er hat sein Leben lang hart gearbeitet.“
Gegenüber dem Spiegel rechtfertigte Buhrow am Freitag nochmals seine Kritik an dem Lied und wies den Vorwurf zurück, er sei vor rechten Wutbürgern eingeknickt.
„Diese Art von Leuten können Sie gar nicht bremsen, die können Sie nicht lenken. Und von denen mache ich meine Entscheidungen auch nicht abhängig“, sagte er.
IB protestiert gegen WDR
Zwar kenne der WDR die Mechanismen der rechten Mobilisierung. Aber Hunderte Senioren und deren Enkel hätten am Telefon ihren Unmut bekundet. Das seien echte Gefühlsäußerungen von ansonsten wohlmeinenden Hörern gewesen. „Uns war sofort klar, diese Menschen waren nicht Teil einer orchestrierten Sache.“
EILMELDUNG!
„WDRliche Medienhetze stoppen – GEZ sabotieren!“ Identitäre Aktivisten besetzen das WDR-Funkhaus in der Nähe des Kölner Domplatzes, um gegen zunehmende Medienpropaganda zu demonstrieren #köln #k0501 #gez #staatsfunk #unweltsau
Weitere Bilder folgen pic.twitter.com/ydLMe1IVVC— Identitäre Bewegung (@IBDeutschland) January 5, 2020
Unterdessen haben Mitglieder der Identitären Bewegung am Sonntag mittag am Funkhaus des WDR unweit des Kölner Domplatzes gegen den Sender protestiert. Sie brachten ein Transparent mit der Aufschrift „WDRliche Medienhetze stoppen – GEZ sabotieren” am Funkhaus an und warfen Flugblätter aus dem obersten Stockwerk. Sie wollten damit nach eigenen Angaben ein Zeichen gegen „gegen zunehmende Medienpropaganda” setzen. (krk)