BERLIN. Der Komiker Serdar Somuncu hat durch einen Podcast mit dem Radio-Moderator und Kabarettisten Florian Schröder einen Sturm der Entrüstung hervorgerufen. „Serdar Somuncu ist stolz darauf, rassistische Begriffe zu verwenden und will es weiter tun. Was für ein Arschloch“, schrieb die ehemaligen Grünen-Politikerin und Frankfurter Stadtverordnete, Jutta Ditfurth, auf Twitter.
Der türkischstämmige Unterhaltungskünstler hatte zuvor in dem Format „Schroeder & Somuncu“ unter anderem gesagt: „Ob das ‘Zigeunerschnitzel’ heißt oder ‘Mohrenwirt’ ist mir egal. So lange es nicht unter Strafe steht, sage ich ‘Neger’.“ Somuncu äußerte sich zudem abfällig über die von ihm erwartete Kritik für seine Formulierungen in den sozialen Medien. Den betreffenden Ausschnitt hatte der Journalist Malcom Ohanwe auf Twitter verbreitet.
Deutsche Comedy, 2020. Bin sprachlos. pic.twitter.com/Y8OUXHO4cx
— Malcolm Ohanwe (@MalcolmOhanwe) September 14, 2020
Der Journalist Stefan Niggemeier fragte sich auf Twitter, was Somuncu gegen die Verantwortlichen von Radio Eins in der Hand habe, womit er sie zwingen könne, ihm Sendezeit zu geben. Er selbst schäme sich, die Aussagen Somuncus zu hören.
Vermutung: Somuncu spiele eine Rolle
Der Journalist Stephan Anpalagan wünschte sich, solche Beiträge würden verschwinden. „Wenn ich so etwas höre, bedauere ich es sehr, daß es die ‘Cancel Culture’ nicht gibt.“ Damit spielte er zugleich darauf an, daß es die Praxis, unliebsame Beiträge in öffentlichen Debatten zu löschen, nicht gebe.
Die Rechtsextremismusexpertin Natascha Strobl warf dem Komiker außerdem vor, in dem Podcast durch seine „seine detaillierten Überlegungen zum Sexualleben von Kolumnistinnen“ seine „ganz tief sitzende Frauenverachtung“ zu zeigen.
Die Autorin des Satire-Formats Browser-Ballett, Christina Schlag, hingegen vermutete eine gezielte Provokation des Komikers, „um gewisse Reaktionen hervorzurufen“. Somuncu spiele eine Rolle, „und wir sind alle drauf reingefallen“. Die Aktion zeige, „wie aus dem Kontext gerissene Aussagen pushen“. Alle seien „getriggert“ und schössen wahllos genauso beleidigend zurück. Somuncu und Schröder hätten ihr Ziel damit erreicht.
Hab gestern Nacht – aus dem Tiefschlaf gerissen – diesen Beitrag gehört und “ich kotz mir in den Mund” kommmentiert, weil das, was #Somuncu da sagt, auf allen Ebenen daneben ist. Heute morgen hab ich dann (zum Glück) nochmal meine Birne angeschmissen… (Threat) > https://t.co/4QpnupfAE5
— Christina Schlag (@rund_um_Schlag) September 15, 2020
(ag)