LONDON. Eine Studie des Reuters Institute der Universität von Oxford hat den öffentlich-rechtlichen Sendern in Deutschland ein Ausgewogenheitsproblem bescheinigt. Demnach wendeten sich ARD und ZDF mit ihrem Programm vornehmlich an Menschen, die sich links der Mitte verorten. Zuschauer von RTL und dem zur selben Senderfamilie gehörenden Nachrichtensender ntv bedienten dagegen ein Publikum, das sich eher als rechts der Mitte einstuft.
Zuschauer rechts der Mitte vertrauen demzufolge auch ARD und ZDF deutlich weniger. Diese Beobachtung bestätigt sich auch für andere untersuchte Länder, wobei in Deutschland nach Griechenland die Vertrauensdifferenz in die Öffentlich-Rechtlichen zwischen links und rechts am größten ist. Von allen untersuchten Ländern – Griechenland, Deutschland, Finnland, Großbritannien, Spanien, Italien, Frankreich und Tschechien – vertrauen nur in der Tschechischen Republik mehr Rechte dem öffentlichen Sender als Linke.
Vertrauensdefizit in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk
Des weiteren kommt die Studie zu dem Ergebnis, daß Bürger mit populistischen Einstellungen in Deutschland eher die Nachrichtensendungen von privaten Kanälen bevorzugen als jene der Öffentlich-Rechtlichen. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Großbritannien, wo Menschen mit weniger populistischen Einstellungen BBC bevorzugen, während diejenigen mit populistischen Haltungen Sky News und itv schauen.
Nur in Griechenland vertrauen Populisten dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk noch weniger als in Deutschland. Als Populist gilt in der Untersuchung, wer der These zustimmt, daß es einen unüberbrückbaren Gegensatz zwischen einer „schlechten politischen Elite“ auf der einen und dem „tugendhaften Volk“ auf der anderen gebe. Eine zweite Frage, um Populisten zu identifizieren, war den Machern der Studie zufolge: „Sollte die Politik sich immer am Willen des Volkes ausrichten? Wer beide Fragen bejaht, wird von den Forschern für die Untersuchung als Populist definiert. (tb)