Anzeige
Marc Jongen, ESN Fraktion
Anzeige
Marc Jongen, ESN Fraktion

Maischberger: Schulz poltert gegen die Briten

Maischberger: Schulz poltert gegen die Briten

Maischberger: Schulz poltert gegen die Briten

Maischberger
Maischberger
Die Gäste von Sandra Maischberger am 20. März Foto: picture alliance/Horst Galuschka/dpa
Maischberger
 

Schulz poltert gegen die Briten

Der Brexit sorgt nicht nur in britischen Medien, sondern auch in deutschen Polit-Talkshows für Gesprächsstoff. Bei Sandra Maischberger offenbarten manche Gäste in dieser Frage einmal mehr ein fragwürdiges Demokratieverständnis. <>Eine TV-Kritik von Boris T. Kaiser.<>
Anzeige

Cato, Palmer, Exklusiv

„Populisten gegen Europa: Ist der Brexit erst der Anfang?“ lautete das Thema am Mittwoch abend für den Talk bei Sandra Maischberger. Einige derer, die Europa da vor den „bösen Populisten“ schützen wollten, offenbarten dabei ein äußerst fragwürdiges Demokratie-Verständnis.

Die britische Musikjournalistin Shona Fraser nannte ihre Landsleute, die für den Brexit gestimmt haben, schlicht „ein paar Irre“. Die ehemalige „Deutschland sucht den Superstar“-Jurorin hofft auf ein zweites Referendum.

Sorge vor antibritischer Stimmungsmache

Schließlich sei das Ergebnis damals sehr knapp gewesen. Weil inzwischen viele, die damals für den Brexit gestimmt hatten, verstorben seien, sieht die Britin, die seit über 20 Jahren in Deutschland lebt, gute Chancen, daß die Abstimmung diesmal anders und damit in ihrem Sinne ausgehen würde.

Der ARD-Hörfunkkorrespondent in Brüssel, Ralph Sina, setzt dagegen auf das, was er als die „Notbremse“ bezeichnet. Einen Rückzug des „Scheidungsantrags“. Möglich machen soll das das sehr „vage“ britische Recht.

Der Journalist und langjährige Moderator des heute-journals, Wolf von Lojewski, stimmt gegenüber den Briten versöhnliche Töne an. Unabhängig von der Brexit-Entscheidung will er die Briten als Freunde behalten. Auch aus historischen Gründen. Die große Sorge des ehemaligen Leiters des ARD-Studios in London ist antibritische Stimmungsmache im Europawahlkampf.

Schulz von seiner schlechtesten Seite

Diese Sorge klingt wie das Stichwort für Martin Schulz, der sich einmal mehr von seiner schlechtesten Seite zeigte. Er zog direkt zu Beginn eine Parallele zwischen der aktuellen Situation in Großbritannien und der Weimarer Republik. Das britische Parlament handele „verantwortungslos“ und sei ein parteitaktisches „Interessenkartell“.

Wer so hoch einsteigt auf der Aufregungsskala, der kann die eigene Ereiferung danach nicht mehr wirklich runterfahren. Dafür zog Schulz das Niveau der ganzen Runde runter. Während die anderen Gäste trotz unterschiedlichster Standpunkte sehr höflich und gesittet miteinander diskutierten, polterte sich der ehemalige Kanzlerkandidat der SPD lautstark durch die gesamte Sendung, als sei schon wieder Wahlabend und 18 Uhr durch.

Für den Brexit sei der „Stammtisch mobilisiert“ worden. Er sieht in der Entscheidung auch um einen Kulturkampf zwischen den „kosmopolitischen Londonern“ und den Abgehängten außerhalb der hippen Metropole. Schulz wirkte in seinem gesamten Auftreten einmal mehr extrem frustriert und gleichzeitig enorm herablassend.

EU verliert wichtigen Wirtschaftspartner

Geradezu rüpelhaft verhielt sich der langjährige Präsident des Europaparlaments gegenüber der Vertreterin der FPÖ. Die Österreichische Nationalratsabgeordnete Petra Steger ließ sich von Schulz’ Prolo-Gehabe allerdings nicht einschüchtern. Im Gegenteil. Sah sie sich doch, gerade durch dessen aggressive Arroganz, in ihrer These bestätigt, daß die Europäische Union nichts aus dem Brexit-Referendum gelernt habe und Kritiker der EU immer noch pauschal verteufele.

Roland Tichy sprang der FPÖ-Frau zu Seite. Er ermahnte Schulz, die österreichische Politikerin nicht durch Lautstärke zu unterbrechen und bleute ihm ein, daß nicht jeder, der nicht seiner Meinung ist, ein Nazi sei. Der EU bescheinigt der Wirtschaftsjournalist Intransparenz und Unübersichtlichkeit. Die Menschen hätten das Gefühl, einer unklaren amorphen Krake ausgeliefert zu sein. Deshalb würden sie sich wieder den Nationalstaaten zuwenden, da diese in ihren Entscheidungsfindungsprozessen für sie klarer durchschaubar und demokratischer seien.

Zumindest in einem waren sich in der Runde alle einig. Die EU würde mit Großbritannien einen wichtigen Wirtschaftspartner und einen der größten Netto-Zahler verlieren. Auch, daß dieser durch Beitrittskandidaten wie Albanien nicht ersetzt werden kann, schien allen klar zu sein. Es besteht die berechtigte Hoffnung, daß sich diese Erkenntnis auch noch bis nach Brüssel herumspricht.

Die Gäste von Sandra Maischberger am 20. März Foto: picture alliance/Horst Galuschka/dpa
Anzeige
Anzeige

Der nächste Beitrag