Es war eine Eskalation mit Ansage. Daß in der ARD-Talksendung „Maischberger“ am späten Mittwochabend keine vernünftige Diskussion zustande kommen würde, war in etwa so absehbar wie die Ausschreitungen in Hamburg während des G20-Gipfels selbst.
Denn in der Runde saßen neben SPD-Familienministerin Katarina Barley (Die Gewalt war nicht politisch motiviert) und dem Linken-Politiker Jan van Aken (Vorgehen der Polizei war unverhältnismäßig) auch die Ex-Grüne und Berufsdemonstrantin Jutta Ditfurth. Als konservatives Gegengewicht waren der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach sowie der Polizeigewerkschafter und Hauptkommissar Joachim Lenders geladen. Fehlen durfte natürlich auch nicht Talkshow-Dauergast und Stern-Kolumnist Hans-Ulrich Jörges.
Maischberger überfordert
Barley, ganz auf die derzeitige SPD-Linie eingeschworen, erklärte dem Zuschauer, daß Gewalt und Linkssein sich gegenseitig ausschlössen. Daß Tausende linksextreme Gewalttäter nach Hamburg gereist seien, sei auch eher dem Versagen der Sicherheitsbehörden geschuldet. Offenbar trugen diejenigen, die den Mob eingeladen hatten, nach Ansicht der Ministerin keine Verantwortung an den Geschehnissen. Daß Bosbach und Ditfurth an diesem Abend keine Freunde werden würden, stand von Beginn der Sendung an fest.
Zudem war Moderatorin Sandra Maischberger nicht in der Lage, die Hoheit über ihre Diskussionsrunde zu verteidigen. Immer wieder unterbrach Ditfurth die anderen Teilnehmer, um mit langatmigen Ausführungen ihre Sicht der Dinge zu bekunden: Polizei böse, Demonstranten friedlich, Einsatzkräfte provozierten und das bißchen Vermummen: halb so schlimm.
Als Bosbach Ditfurth dann die Frage stellte, ob es für sie in Ordnung sei, wenn Demonstranten sich vermummen – immerhin eine Straftat –, verhinderte Maischberger, daß die frühere Grünen-Politikerin Farbe bekennen mußte. Die Moderatorin ließ es zu, daß Jörges dazwischenpolterte und Ditfurth sich so vor einer Antwort drücken konnte. Zufrieden grinsend lehnte sich die Ex-Grüne in ihrem Sessel zurück und wedelte belustigt mit ihrem Handfächer.
Bosbach: „Oberlehrerin“
Bosbach, zunehmend genervt, beklagte sich bei Maischberger: „Es geht nicht, daß Frau Ditfurth so lange reden kann, wie sie will“ und drohte, das Studio zu verlassen. Es sei unerträglich, wie Ditfurth als „Oberlehrerin“ Polizisten beleidige. Maischberger, überfordert mit der Situation, legte ihm besänftigend die Hand auf den Arm und bat den CDU-Politiker, zu bleiben.
Währenddessen gerieten Lenders und van Aken aneinander. Der Polizist forderte den Linken-Politiker und Demoanmelder auf, sich vom Schwarzen Block zu distanzieren, was dieser mit der Antwort konterte, Lenders solle sich doch von der Polizei distanzieren.
Als Ditfurth dann auch noch gegen den Polizeigewerkschafter pöbelte und der Polizei vorwarf, Journalisten verprügelt und Demonstranten ihrer Grundrechte beraubt zu haben, nur weil diese schwarz gekleidet gewesen seien, hatte Bosbach endgültig genug und verließ das Studio. Seinen Abgang kommentierte Difurth mit der Frage: „Wie kann ein erwachsener Mensch so mimosenhaft sein?“
„Sie werden es schon mit mir aushalten“
Um ein ausgeglichenes Kräfteverhältnis wiederherzustellen, fordert Maischberger Ditfurth daraufhin auf, doch bitte ebenfalls die Sendung zu verlassen, was diese mit einem „Warum sollte ich“ ablehnte. „Ich glaube, die Parität ist dann wieder gegeben“, erläuterte die Moderatorin ihre Aufforderung, was Ditfurth aber ungerührt an sich abperlen ließ. „Sie werden es schon mit mir aushalten.“
Nach der Sendung entschuldigte sich Maischberger öffentlich auf Facebook, daß sie Ditfurth gebeten hatte, die Sendung zu verlassen. „Ich möchte mich ausdrücklich bei Frau Ditfurth für den Versuch entschuldigen, sie aus der Sendung komplimentieren zu wollen. Das war eine unüberlegte Kurzschlußreaktion“, schrieb Maischberger. „Es war ein Fehler, den ich bedauere.“
Was bleibt, ist die Erkenntnis, daß Difurth eine selbstgerechte Altlinke mit schlechtem Benehmen und einem fragwürdigen Verhältnis zur Gewalt ist. Um das zu wissen, hätte man „Maischberger“ aber nicht einschalten müssen.