Anzeige
Anzeige

Hexenverbrennung und Klimapolitik: So verdrehen Medien eine AfD-Rede

Hexenverbrennung und Klimapolitik: So verdrehen Medien eine AfD-Rede

Hexenverbrennung und Klimapolitik: So verdrehen Medien eine AfD-Rede

Podeswa
Podeswa
AfD-Politiker Rainer Podeswa und Überschriften zu seiner Rede Foto: JF/Landtag Baden-Württemberg
Hexenverbrennung und Klimapolitik
 

So verdrehen Medien eine AfD-Rede

Groß war die Aufregung. „AfD-Mann empfiehlt ‘Hexenhammer’ als Ratgeber gegen Klimawandel“, lautete die Schlagzeile. Der Schuldige: der baden-württembergische AfD-Abgeordnete Rainer Podeswa. Das Problem: die Geschichte stimmte vorne und hinten nicht. Ein Musterbeispiel für Fake-News.
Anzeige

Groß war die Aufregung, heftig die Empörung. Schon wieder hatte die AfD für einen Skandal gesorgt – angeblich. Tatort diesmal: der Landtag von Baden-Württemberg. Von einer „Grenzüberschreitung“ sprach die CDU. „Unglaublich“, echauffierten sich die Grünen.

Was war geschehen? Der AfD-Abgeordnete Rainer Podeswa hatte in einer Rede die Klimapolitik der Grünen attackiert und der Partei vorgeworfen, sich in der Frage des Klimawandels ideologisch verrannt zu haben. Dann zog Podeswa einen Vergleich: Im 15. Jahrhundert hatte es durch mehrere Hagelunwetter, Nässe und Kälte zahlreiche Mißernten gegeben. Verantwortlich gemacht wurden dafür unter anderem Frauen, die man für Hexen hielt. 1486 erschien der sogenannte „Hexenhammer“, eine Art Anleitung zur Enttarnung und Verfolgung von Hexen.

Medien betreiben Tatsachenverdrehung

Wörtlich sagte Podeswa: „Die haben damals Hunderte von Frauen verbrannt und damit das Klima gerettet. Das sind die Ergebnisse einer öko-stalinistischen, schon wahnhaften Mission, die Sie in diesem Thema verfolgen. Wir von der AfD stehen für eine Klima-, für eine Wirtschafts- und eine Gesellschaftspolitik der Vernunft.“

So weit, so unaufregend. Nun hätten die Grünen den Vergleich als unpassend zurückweisen können und alle wären zur Tagesordnung übergangen, wenn da nicht einige Medien, allen voran die Nachrichtenagentur dpa, fröhlich Tatsachenverdrehung betrieben hätten.

Um 12.49 Uhr meldete dpa: „AfD-Mann empfiehlt ‘Hexenhammer’ als Ratgeber gegen Klimawandel“. Im baden-württembergischen Landtag habe die Empfehlung des AfD-Abgeordneten Rainer Podeswa für Empörung gesorgt, sich im Kampf gegen den Klimawandel am „Hexenhammer“ zu orientieren. „‘Damals wurden Hunderte Frauen verbrannt und damit das Klima gerettet.’ Seine Fraktion applaudierte ihm.“

„AfD will Hexenverbrennungen durch Hexenhammer zurück“

Zahlreiche Medien griffen die dpa-Meldung auf. „AfD-Politiker empfiehlt Frauenverbrennung zur Klima-Rettung“, titelte Welt Online, „AfD-Politiker empfiehlt Hexenhammer“ der SWR. Focus Online wußte zu berichten: „AfD-Mann empfiehlt ‘Hexenhammer’ als Ratgeber gegen Klimawandel“ und der Express behauptete „AfD will Hexenverbrennungen durch Hexenhammer zurück“.

Podeswa reagierte und warf dpa auf Facebook vor, eine Lüge zu verbreiten. „Die AfD empfiehlt weder eine Hexenverbrennung noch eine Frauenverbrennung gegen den Klimawandel, sondern sie hat den Grünen empfohlen, über einen ideologischen Irrsinn nachzudenken, der damals gemacht wurde“, schrieb der Landtagsabgeordnete. Doch das interessierte die meisten Medien nicht. Die Berliner Morgenpost titelte statt dessen: „AfD-Mann rechtfertigt ‘Empfehlung’ zur Hexenverbrennung“.

Um 19.14 Uhr, also knapp sieben Stunden nach ihrer ersten Meldung, versendete dpa unter der Überschrift „AfD-Mann vergleicht ‘Hexenhammer’ mit grüner Klimapolitik“ eine korrigierte Version. Podeswa habe mit einem Vergleich für Empörung gesorgt, in dem er eine Parallele zwischen der Hexenverfolgung und der Klimapolitik der Grünen gezogen habe. Als Ergänzung stand am Ende der Meldung „Berichtigung: Der Leadsatz wurde neu gefaßt. Damit wird klargestellt, daß der AfD-Abgeordnete das Mittelalter-Buch nicht als Beispiel für die Klimapolitik empfiehlt.“ Die meisten Journalisten allerdings waren zu diesem Zeitpunkt schon im Feierabend.

AfD-Politiker Rainer Podeswa und Überschriften zu seiner Rede Foto: JF/Landtag Baden-Württemberg
Anzeige
Anzeige

Der nächste Beitrag

ähnliche Themen
aktuelles