BERLIN. Der Verlegersohn und Spiegel-Kolumnist Jakob Augstein hat mit einer verharmlosenden Äußerung zu den Sex-Attacken in Köln für Empörung gesorgt. Auf Twitter hatte der Verleger geschrieben: „Ein paar grapschende Ausländer und schon reißt bei uns Firnis der Zivilisation.“ Auf seiner Facebook-Seite ergänzte er, es habe sich in Köln um „minderschwere Straftaten“ gehandelt.
Ein paar grapschende Ausländer und schon reisst bei uns Firnis der Zivilisation https://t.co/eLI45DYIOX
— Augstein (@Augstein) 7. Januar 2016
Der Eintrag sorgte für Empörung. Die Autorin Birgit Kelle schrieb: „Wow, Augstein sichert sich zum Jahresbeginn Spitzenplatz auf der Widerling-Skala.“ Der Kulturchef des Cicero, Alexander Kissler, kommentierte: „Ist der Ruf erst ruiniert, verblödet es sich ungeniert.“
Der Hauptgeschäftsführer der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU/CSU, Thorsten Alsleben, forderte: „Damit darf ab sofort kein seriöses Medium Augstein zu Wort kommen lassen, sonst: Mittäter.“ Der FAZ-Redakteur Philip Plickert nannte die Äußerung „Schwachsinn“.
„Shame on you“
Der stellvertretende Fraktions- und Parteichef der FDP in Schleswig-Holstein, Christopher Vogt, kommentierte Augsteins Eintrag mit den Worten: „Unfaßbar. Shame on you.“ ARD-Reporter Rainer Battefeld riet dem Chefredakteur der linken Wochenzeitung Der Freitag zu einem „Erholungsurlaub“. In dieser Zeit könne der Spiegel-Kolumnist Jan Fleischhauer seinen Twitter-Account übernehmen.
Ein Nutzer schrieb, der Publizist Matthias Matussek sei für viel weniger von der Welt entlassen worden. Matussek schrieb daraufhin auf seiner Facebook-Seite: „Na, der Punkt ist doch wohl, daß ich in Richtung Tatsachen und Wahrheit geschmacklich ausgerutscht bin, Augstein dagegen in Richtung Fälschung, darauf lege ich dann doch schon wert.“
Unterstützung bekam Augstein dagegen vom Tagesspiegel-Redakteur Matthias Meisner, der von einem „klugen Gedanken“ sprach. (ho)