BERLIN. Viele Nutzer der englischsprachigen Wikipedia werden am Mittwoch auf das Internetlexikon verzichten müssen. Mit Wikipedia hat am Dienstag erstmals eine der wichtigsten Internetseiten der Welt ihre Teilnahme am Protest gegen ein amerikanisches Gesetzesvorhaben angekündigt. Um den Unmut der Netzgemeinde mit dem geplanten Sopa-Gesetz kundzutun, werden viele Seiten am Mittwoch einen Tag lang abgeschaltet. Das deutschsprachige Internet wird vermutlich eher nicht von der Protestaktion beeinträchtigt sein.
Die englischsprachige Internetseite von Wikipedia wird am Mittwoch wie 1.600 andere Seiten auch abgeschaltet. Damit protestieren die Seitenbetreiber gegen den „Stop online Privacy Act“ (Gesetz zum Stopp der Onlinepiraterie). Dieses Gesetz wird derzeit im Repräsentantenhaus beraten. Es würde amerikanischen Behörden das Sperren mißliebiger Netzseiten einfacher machen.
Als Anlaß für eine solche Sperrung reicht demnach ein Verstoß gegen das Urheberrecht oder die Verbreitung von Plagiaten. Seiten wie Google oder Yahoo soll es untersagt werden, Links zu Seiten zu listen, auf denen wiederum illegale Inhalte zu finden sind. Und Firmen wie Paypal soll Transaktionen mit den Betreibern solcher Seiten unmöglich gemacht werden.
Es geht um illegale Inhalte
Die Initiatoren des Gesetzes wollen die unrechtmäßige Verbreitung von Filme und anderen Inhalten unterbinden, die auf ausländischen Servern liegen. Netzseitenbetreiber hingegen fürchten willkürliche Sperrungen durch den Staat. Theoretisch kann auf sehr vielen Seiten von Fremden auf illegale Inhalte verlinkt werden. Wikipedia hat daher in einer offiziellen Stellungnahme gewarnt, das Gesetz würde das „freie und offene Internet beschädigen“.
Der Aktion angeschlossen hat sich auch die Anonymous-Bewegung, die bereits am 3. Januar eine Operation Blackout ausgerufen hatte – jedoch ohne Erfolg. Diesmal ist durch die Teilnahme von Hunderten von Internetseiten und insbesondere der englischsprachigen Wikipedia zumindest ein großes Medieninteresse für die Gegner des Gesetzesvorhabens sichergestellt. Der Kongreß stimmt am 24. Januar darüber ab. (rg)