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Buchvorstellung: Und dann lobt Gauland plötzlich Lucke und Petry

Buchvorstellung: Und dann lobt Gauland plötzlich Lucke und Petry

Buchvorstellung: Und dann lobt Gauland plötzlich Lucke und Petry

Verleger Wolfgang Dvorak-Stocker, AfD-Ehrenvorsitzender Alexander Gauland, Nius-Politikchef Ralf Schuler (v.l.n.r.) in der Bibliothek des Konservatismus.
Verleger Wolfgang Dvorak-Stocker, AfD-Ehrenvorsitzender Alexander Gauland, Nius-Politikchef Ralf Schuler (v.l.n.r.) in der Bibliothek des Konservatismus.
Verleger Wolfgang-Dvorak Stocker, AfD-Ehrenvorsitzender Alexander Gauland, Nius-Politikchef Ralf Schuler (v.l.n.r.): Ein Blick auf ein bewegtes politisches Leben. Foto: Dieter Stein
Buchvorstellung
 

Und dann lobt Gauland plötzlich Lucke und Petry

Alexander Gauland blickt auf die prägendsten Ereignisse seiner politischen Vita. Er kritisiert, wie Merkel konservative Werte der CDU zerstörte – und sich Merz aus Angst vor den Medien nicht zu ihnen zurückbesinnt. Für Lucke und Petry findet Gauland erstaunliche Worte.
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Er ist Jurist, Publizist und einer der prägendsten deutschen Politiker der vergangenen Jahre. Entsprechend groß war der Andrang, als der AfD-Ehrenvorsitzende Alexander Gauland am Mittwochabend seine politische Biographie in der Bibliothek des Konservatismus vorstellte. Die wichtigsten Lebensabschnitte kurz zusammengefaßt – „ohne Allüren“, wie der Moderator des Abends, Nius-Politikchef Ralf Schuler, die Autobiographie beschreibt. „DDR, CDU, AfD – Ein wider Willen politisch bewegtes Leben“ lautet der Titel.

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Neben Verleger Wolfgang Dvorak-Stocker sind auch prominente AfD-Politiker wie der Parteivorsitzende Tino Chrupalla zugegen und warten auf die Lesung mit anschließender Diskussion. Nüchtern und unaufgeregt liest Gauland einige Passagen seines Werkes vor. „Ich hab’s bewußt schlank gehalten und mich konzentriert auf die Dinge, bei denen ich tatsächlich wirklich eine Rolle gespielt habe“, betont der gebürtige Chemnitzer.

Als Kriegskind über die DDR in die Bundesrepublik

Es folgt nicht etwa eine Abrechnung mit den ausgetretenen AfD-Parteivorsitzenden Bernd Lucke und Frauke Petry, für die er sogar lobende Worte findet. Vielmehr gibt Gauland einen hintergründigen Einblick darin, wie ihn persönliche Erlebnisse von der DDR in die Bundesrepublik und zur CDU brachten – und später zur AfD.

Der Zweite Weltkrieg und das persönliche Leid seiner Familie, das diese durch Bombenangriffe und knapp entgangene Mißhandlungen durch sowjetische Truppen erfuhr, gehören zu den ersten Erinnerungen des mittlerweile 84jährigen. Auch seine Schulzeit in der noch jungen DDR beeinflußte Gauland. „Die Lehrer mit und ohne Parteiabzeichen waren gute Pädagogen und aufrichtig bemüht, uns etwas beizubringen.“

Politischen Halt aber suchte Gauland „außerhalb der heimischen Befindlichkeiten“ beim deutschen Dienst der BBC – dem berühmten Londoner Rundfunk. Später schmuggelte er „westliche Konterbande direkt in den sozialistischen Schulalltag“, sagt er schmunzelnd. Nach seiner Flucht in die Bundesrepublik und anschließendem Studium in Marburg und Gießen kam Gauland zur CDU, der er 1973 beitrat.

Gauland lobt Lucke und Petry

„Die Entfremdung von meiner Partei war ein langer, auch immer wieder unterbrochener Prozeß“, beschreibt Politiker die Zeit bei den Christdemokraten. Verantwortlich dafür sei Angela Merkel, die „Stück für Stück die konservativen und bürgerlichen Wurzeln der CDU“ zerstört habe. „Mit der Griechenland-Rettung fing es an, mit dem Aus für die friedliche Nutzung der Kernenergie ging es weiter.“

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Als der Berliner Kreis, ein Kreis konservativer CDU-Politiker, dem Gauland angehörte, zunehmend ins Visier der Parteiführung geriet, wurde dem Zirkel zu verstehen gegeben, dessen Positionen „hätten keine Zukunft“. Nach einer enttäuschenden Sitzung im Konrad-Adenauer-Haus hörte Gauland das erste Mal den Namen Bernd Lucke. „Um es gleich an den Anfang zu stellen: Das Hauptverdienst um Gründung und Start der AfD gebührt Bernd Lucke“, lobt Gauland den ehemaligen Parteichef.

„Er war Organisator, Antreiber und am Anfang auch kluger Steuermann“, ergänzt Gauland – auch wenn Lucke „dieses Lob heute wahrscheinlich als vergiftet empfindet“. Vergleichbare Worte findet Gauland später für Frauke Petry, der er ähnliche Charakterzüge wie Lucke zuschreibt. „Gewinnertypen mit einem gewissen Charme und Durchsetzungsfähigkeit – aber eben auch mit der gleichen Fehlstelle: einem Mangel an Kommunikationsfähigkeit auf Augenhöhe.“

Merz fürchtet sich vor den Medien

Für Gauland war Merkels Politik der offenen Grenzen und die sogenannte Ehe für alle „der Schlußstein der Entfremdung zur CDU, die zwar dem Zeitgeist entsprach, aber kaum den Grundwerten der Union seit Konrad Adenauer“ (JF berichtete). Laut dem AfD-Politiker müssen sich „Parteien den Wünschen der Wähler anbequemen, aber nicht bis zum Verlust ihrer Seele“.

Der jetzige Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) erkenne Gauland zufolge viele der aus dem Jahr 2015 entstandenen Probleme, führe den Merkel-Kurs aber im Prinzip fort. Denn Merz habe eine „wahnsinnige Angst vor Reschke, Restle, Dunja Hayali und wie sie alle heißen“, begründet Gauland seine These. „Das heißt, vor den Medien, die ihn sozusagen aus der menschlichen Gesellschaft ausschließen wollen.“

Gauland bekennt sich zur Nato und zu Israel

Da die angstgeleitete Politik der CDU zu keiner Verbesserung der Lebensumstände führe, ändere sich das Wahlverhalten der Bürger. „Wir haben eine Mehrheit der Politik rechts der Mitte im Bundestag, aber die wird überhaupt nicht relevant“, kritisiert Gauland. „Das wäre der eigentliche Weg!“ In Teilen der Außenpolitik, wie etwa in der Verantwortung gegenüber Israel, sieht Gauland Überschneidungen zwischen AfD und CDU. Zudem bekennt sich der AfD-Politiker mehrfach zum Nato-Bündnis.

Forderungen, Parteikollegen wie den Vorsitzenden der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag, Björn Höcke, auszuschließen, lehnt Gauland ab. Dies sei weder gerechtfertigt noch gewinnbringend für die Partei und würde letztlich nur den Verfassungsschutz und die politischen Gegner bestätigen.

Neben seiner politischen Biographie erhält der Leser auf weiteren 84 Seiten eine Beilage aus drei Auszügen bereits publizierter Bücher Gaulands und drei Reden, die jeweils prägend für seine Vita gewesen sind.

Verleger Wolfgang-Dvorak Stocker, AfD-Ehrenvorsitzender Alexander Gauland, Nius-Politikchef Ralf Schuler (v.l.n.r.): Ein Blick auf ein bewegtes politisches Leben. Foto: Dieter Stein
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