Nach den Kinderbüchern geht es nun auch Literaturklassikern für Erwachsene kultursensibel an den Kragen. Die „James Bond“-Romane des Briten Ian Fleming, quasi ein nationales Kulturheiligtum und prägend für das Bild des stilvollen Inselbewohners, wurden umgeschrieben, wie The Sunday Telegraph berichtete.
Anläßlich des 70jährigen Jubiläums der 007-Romane sind die Werke nun von angeblich rassistischen Formulierungen befreit worden. Demnach fehlen jetzt despektierliche Begriffe für Schwarze und ethnische Zugehörigkeiten von Personen werden teilweise nicht mehr genannt.
Für den US-Markt verzichtet die Ian Fleming Publications, das Unternehmen, welches die Rechte an den Büchern besitzt, zudem auf zu explizite Sexszenen. Allerdings sei die Bezeichnung von Homosexualität als „hartnäckige Behinderung“ nicht der Zensur zum Opfer gefallen, so der Telegraph. Klingt, als müßte der Rotstift in dem Fall nochmal zum Einsatz kommen.
James Bond und Schimanski sind Leidensgenossen
Ungeachtet solcher Details steht demnach am Anfang der Bücher eine Warnung. „Dieses Buch wurde zu einer Zeit geschrieben, in der Begriffe und Einstellungen, die von modernen Lesern als beleidigend angesehen werden könnten, gang und gäbe waren. Einige Änderungen wurden in dieser Ausgabe vorgenommen, wobei der Text und die Zeit, in der er spielt so weit wie möglich beibehalten wurden.“
Im britischen Königshaus sieht man das offenbar etwas anders. So hatte unlängst Camilla, die Gemahlin von König Charles III., noch bei einer Wohltätigkeitsveranstaltung anwesenden Autoren geraten, ihrer „Berufung treu zu bleiben, ungehindert von denen, die euch die Freiheit eures Ausdrucks nehmen oder eurer Fantasie Grenzen setzen wollen“.
Camilla called on her guests of leading authors to “please remain true to your calling, unimpeded by those who may wish to curb the freedom of your expression or impose limits on your imagination. Enough said!” pic.twitter.com/xBnKB78fG6
— Roya Nikkhah (@RoyaNikkhah) February 23, 2023
Wer nun denkt, die spinnen, die Briten, dem sei versichert, man braucht keine Angst zu haben, daß solche Zensur-Marotten erst zu uns herüberschwappen müssen. Der WDR warnt seine Zuschauer schon länger am Beginn alter Schimanski-Filme vor „Passagen mit diskriminierender Sprache und Haltung“. So gesehen sind der britisch-elegante James Bond und der Ruhrpott-Rambo Horst Schimanski Leidensgenossen im hypersensiblen Kulturkampf des 21. Jahrhunderts.