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„Woke und wehrhaft“: Wie die Bundeswehr-Uni für „queere Lebenswirklichkeiten“ wirbt

„Woke und wehrhaft“: Wie die Bundeswehr-Uni für „queere Lebenswirklichkeiten“ wirbt

„Woke und wehrhaft“: Wie die Bundeswehr-Uni für „queere Lebenswirklichkeiten“ wirbt

Die Bundeswehr wirbt für Queerness. Jetzt auch die Helmut-Schmidt-Universität.
Die Bundeswehr wirbt für Queerness. Jetzt auch die Helmut-Schmidt-Universität.
Die Bundeswehr beim Lesbisch-Schwulen Stadtfest Berlin (Symbolbild): Die Helmut-Schmidt-Universität irritiert mit einer „Interdisziplinären Forschungstagung“. Foto: picture alliance/dpa | Paul Zinken
„Woke und wehrhaft“
 

Wie die Bundeswehr-Uni für „queere Lebenswirklichkeiten“ wirbt

Die Lage ist ernst in der Welt. Das betont nicht nur die deutsche Politik – auch Experten der Bundeswehr warnen vor einer „wachsenden Gefahr“ durch Rußland. Doch ernst nehmen, scheint sich die Truppe manchmal nicht einmal selbst.
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Wenn die Universität der Bundeswehr Hamburg zur „Interdisziplinären Forschungstagung“ lädt, könnte man zunächst auf Innovationsthemen im Bereich Technik, Strategie und Kriegsführung schließen. Was sind die neuesten Entwicklungen in der Drohnentechnologie? Welche Antworten hat die Bundeswehr auf hybride Kriegsführung? Wie gut sind unsere Kasernen vor Cyberangriffen geschützt? All jene Fragen müßten sich angesichts der viel beschworenen Gefahren aus Rußland und der Vielzahl interner Probleme stellen.

Doch bei der Bundeswehr geht es nicht um einen fachlich gebotenen Austausch. Statt dessen lädt die Truppe zur Tagung „Woke und wehrhaft. Queere Lebenswirklichkeiten in der Bundeswehr“ ein. Die „wissenschaftliche Zielsetzung des Forschungsprojektes“ sei „die interdisziplinäre Vernetzung ebenso wie der erfahrungsbezogene Austausch, um Diversität und Queerness in der Bundeswehr zu stärken und wissenschaftlich zu reflektieren“.

Dafür hat die Bundeswehruniversität, die den stolzen Namen Helmut-Schmidt-Universität trägt, sechs Panels mit anschließenden Diskussionen über zwei Tage angesetzt. Die in Regenbogenfarben gerahmte Broschüre wird von der „Evangelischen Seelsorge in der Bundeswehr“ und dem „Zentrum Gender & Diversity“ unterstützt.

Bundeswehr-Broschüre sieht Verbündeten als Feind

Das Infoblatt ist mit einem KI-generierten Bild garniert, auf dem Soldaten in den Sonnenuntergang marschieren. Obwohl es sich um eine Bundeswehrveranstaltung handelt, tragen die KI-Soldaten nicht einmal deutsche Flecktarn-Uniform. Das kann aber auch daran liegen, daß zwischen den Reihen kein Deutschlandbanner weht. Es wurde nämlich durch eine flatternde Regenbogenfahne ersetzt.

Laut Broschürenbeschreibung ist der wahre Feind der Truppe unser engster militärischer Verbündeter: US-Präsident Donald Trump. Dieser hatte sich kurz nach seinem Amtsantritt von der „Diversity-Equity-Inclusion“-Politik (Diversität, Gleichheit, Inklusion), die auch in der US-Armee um sich griff, verabschiedet. Trump wende Anti-Diversity-Strategien an, „um die Rechte von trans* Personen massiv einzuschränken“.

Alternative Fakten dürfen nicht fehlen

Deshalb sei „eine faktenbasierte und reflektierte Gegenbewegung in Form einer Stärkung diverser Strukturen innerhalb demokratischer Institutionen“ notwendig. Aber wohl nicht so faktenbasiert, daß man biologische Realitäten anerkennt wie: Es gibt nur zwei Geschlechter.

Ein Vortrag des ersten Panels trägt direkt den Namen „Geschlecht im Recht – mehr als nur männlich oder weiblich“. Das zweite Panel unter der Überschrift „Soldat:innenbilder: Gender Studies, Queer Studies“ schlägt eine Brücke auf das Ufer der Gedankenwelt von Gender-Studies-Soziologin Paula-Irene Villa Braslavsky.

In einer Zeitschrift der Bundeszentrale für politische Bildung schrieb sie bereits, Menschen seien im sozialen Sinne nicht per se Frauen oder Männer, „sondern vor allem dadurch, daß sie von anderen als Frau oder Mann im alltäglichen Handeln anerkannt werden“. Weil man nicht wisse, „wie unsere Mitmenschen ohne Kleidung aussehen oder wie deren Chromosomen beschaffen sind“, führte Villa Braslavsky aus, würden wir damit ‚kulturelle Genitalien’“ erzeugen.

Auch Anastasia Biefang tritt auf

Am Morgen des zweiten „interdisziplinären Forschungstages“ geht es um „Queere Friedensethik? Eine Frage der Deutungs-(Macht)“. Danach können die Teilnehmer etwas über „Perspektiven aus der Bundeswehr: Diversität in der Truppe“ lernen. Einen Vortrag dieses Panels hält der durch obszöne Äußerungen bekanntgewordene Trans-Oberstleutnant Anastasia Biefang (JF berichtete). Das Thema von Biefang: „Unicorns in Uniform“.

Abschließend informiert Kerstin Söderblom vom lesbischen Theologinnen-Netzwerk Labrystheia über „Queersensible Seelsorge – auch in der Bundeswehr?“. Passend, da die zweitägige Veranstaltung zum Lehrstuhl für Evangelische Theologie der Bundeswehruniversität gehört.

„Woke und wehrhaft?“

Den veranstaltungstragenden Begriff „Woke und wehrhaft“ hatte der an der Bundeswehruniversität lehrende Politikprofessor Carlo Masala geprägt. Der Slogan wurde unter anderem auch vom Deutschen Panzermuseum Munster aufgenommen und auf Merchandise-Produkten vermarktet. Masala stellte in einem Interview 2023 in Zweifel, daß eine nicht-diverse Armee die Rechte von homo- oder transsexuellen Personen verteidigen würde.

Ob sich unter den Diversen mehr finden, die für Deutschland, die Farben Schwarz, Rot, Gold – und nicht für die des Regenbogens den Kopf hinhalten? Skepsis dafür wecken zumindest Werbeplakate der Bundeswehr selbst, die „Deutschland“ bisweilen streichen – trotz der Tatsache, daß Rekruten darauf ihren Treueeid leisten. Nun wirbt die Bundeswehr mit einem Spruch, der auch aus Kreisen gewisser Politikerkreise stammen könnte: „Wie weit gehst du für unsere Demokratie™?“

Die Bundeswehr beim Lesbisch-Schwulen Stadtfest Berlin (Symbolbild): Die Helmut-Schmidt-Universität irritiert mit einer „Interdisziplinären Forschungstagung“. Foto: picture alliance/dpa | Paul Zinken
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