Anzeige
Anzeige

Bedroht und eingeschüchtert: Homosexueller Lehrer beklagt Mobbing an Berliner Migrantenschule

Bedroht und eingeschüchtert: Homosexueller Lehrer beklagt Mobbing an Berliner Migrantenschule

Bedroht und eingeschüchtert: Homosexueller Lehrer beklagt Mobbing an Berliner Migrantenschule

Zwei offenbar migrantische oder muslimische Schülerinnen – eine mit dunklen Haaren, eine mit Kopftuch – sitzen in einem Klassenraum – Symbolbild dafür, daß ein homosexueller Lehrer in Berlin aufgrund seiner Sexualität gemobbt wird
Zwei offenbar migrantische oder muslimische Schülerinnen – eine mit dunklen Haaren, eine mit Kopftuch – sitzen in einem Klassenraum – Symbolbild dafür, daß ein homosexueller Lehrer in Berlin aufgrund seiner Sexualität gemobbt wird
Muslimische Schüler im Klassenraum (Symbolbild). Foto: IMAGO / Funke Foto Services
Bedroht und eingeschüchtert
 

Homosexueller Lehrer beklagt Mobbing an Berliner Migrantenschule

„Du Schwuler, geh weg. Der Islam ist hier der Chef“: Ein Berliner Lehrer wird von seinen muslimischen Schülern mit Bedrohungen und Haßparolen überzogen, weil er offen zu seiner Homosexualität steht. Die Schulleitung? Gibt ihm die Schuld.
Anzeige

BERLIN. Ein Lehrer, der an der Berliner Carl-Bolle-Grundschule unterrichtet, hat sich mit einem Hilferuf an die Öffentlichkeit gewandt. Seitdem der 43jährige Oziel Inácio-Stech seinen Schülern vor etwa fünf Jahren erzählt habe, daß er homosexuell und mit einem Mann verheiratet ist, erlebe er von seiten islamischer Schüler heftige Anfeindungen, berichtete er der Süddeutschen Zeitung.

Die Aggression sei irgendwann derart belastend geworden, daß Inácio-Stech mittlerweile seit mehreren Monaten nicht mehr unterrichte und sich in psychologischer Behandlung befinde. Auch mit der Schulleitung liegt er mittlerweile im Streit: Zwischenzeitlich zeigte ihn die Schule wegen angeblicher Verletzung der Sorgfaltspflicht an und distanzierte sich auch nicht davon, nachdem die Polizei die Ermittlungen eingestellt hatte.

Begonnen hatte alles im Frühjahr 2020, kurz nach Beginn der Coronazeit. Während einer Unterrichtsstunde hätten ihn die Schüler auf den Ring an seinem Finger angesprochen und gefragt, ob er verheiratet sei. Inácio-Stech habe seinen Schülern daraufhin erklärt, daß er mit seinem Ehemann zusammenlebe.

„Du Schwuler, geh weg“

Eine Schülerin habe daraufhin angekündigt, diese Tatsache in der Schule herumzuerzählen. Kurz darauf sei der Präsenzunterricht aufgrund von Corona ausgesetzt worden – bis zum Frühjahr 2023. Ab da habe für ihn „ein Albtraum“ begonnen, erzählte der Mann.

Schüler bedrohten ihn körperlich, bezeichneten ihn als „Familienschande“ und als „eine Schande für den Islam“. Wenn er unterrichtete, hätten Schüler von außen die Tür aufgerissen und Verwünschungen in den Klassenraum gebrüllt.

Unter den Jugendlichen sei erzählt worden, er hasse Frauen oder würde „Frauen töten“. Als er einen Jugendlichen zur Rede stellen wollte, habe dieser geantwortet: „Du Schwuler, geh weg. Der Islam ist hier der Chef.“

Die Schulleitung rügte ihn

Als er die Schulleitung gebeten habe, etwas gegen die Angriffe zu unternehmen, sei er ignoriert worden. Dabei sei sein Fall nicht der erste gewesen – bereits zuvor habe ein Mitarbeiter aus Israel die Carl-Bolle-Grundschule verlassen, weil ihn muslimische Schüler aufgrund seiner jüdischen Identität boykottierten.

Kurz nach seinen ersten Beschwerden geriet Inácio-Stech in einen Konflikt mit der Schulleitung. Zunächst habe eine Klassenlehrerin, mit der er zusammen unterrichte, Frauenfeindlichkeit vorgeworfen, weil er einer Schülerin, die im Unterricht geäußert hatte, der Islam werde siegen und bald würden Christen „zerstört werden“, ein Video über den Unterschied zwischen Demokratien und Diktaturen gezeigt habe.

Anschließend sei er von der Schulleitung zu einem Gespräch gebeten worden – dieselbe Lehrerin habe bei der Schulleitung zu Protokoll gegeben, er suche „zu große Nähe“ zu seinen Schülern und Schülerinnen. Da die Schule „von überdurchschnittlich vielen Kindern aus traditionellen Elternhäusern“ besucht wird, „was die Akzeptanz von Diversität erschweren“ könne, solle er sein pädagogisches Konzept „der sozialen Ausgangsvoraussetzung“ anpassen, riet ihm die Schulleitung.

Muslimische Eltern beschwerten sich

Kurz darauf habe die Schulleitung Anzeige gegen ihn erstattet. Er habe seine Fürsorgepflicht gegenüber den Schülern verletzt – etwa, indem er muslimischen Schülern, die während der Fastenzeit über Müdigkeit klagten, empfohlen habe, Wasser zu trinken. Offenbar hatten sich konservativ gesinnte Eltern muslimischer Schüler über solche Empfehlungen beschwert.

Die Polizei ließ die Anzeige rasch fallen. Doch zu einer versöhnlichen Aussprache zwischen Inácio-Stech und der Schulleitung kam es nicht.

Auch andere Lehrer berichteten von Problemen. Eine Lehrkraft erwähnte das Beispiel einer Viertklässlerin, die im Unterricht erklärt habe, sie möge „die Deutschen“ nicht. Die Lehrerin habe ihr versucht zu erklären, daß die Schülerin doch auch Deutsche sei. Auf die Frage, ob sie lieber in einem anderen Land leben wolle, habe das Mädchen geantwortet: „Ihr könnt doch gehen, wir brauchen euch hier nicht.“ (lb)

Muslimische Schüler im Klassenraum (Symbolbild). Foto: IMAGO / Funke Foto Services
Anzeige
Anzeige

Der nächste Beitrag