LÜBECK. Die steuerfinanzierte Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat rund 13 Millionen Euro für ein „Sexdiversity“-Forschungsprojekt an der Universität Lübeck zur Verfügung gestellt. Ziel der im April gestarteten Förderung sei es, „die Vielfalt von Geschlecht in verschiedenen Forschungskontexten zu definieren“, heißt es von der Universität. Dafür wurden 17 Einzelprojekte aus Biologie, Medizin, Neuro-, Sozial- und Geisteswissenschaften unter einen Forschungsverbund geeint. Zuerst hatte die taz berichtet.
Konkretes Ziel ist, „die Entstehung und Kategorisierung von Geschlechtern überhaupt und die Beziehungen zwischen biologischen Geschlecht und sozialem Geschlecht“ zu untersuchen. Dabei soll die These, „daß sich biologisches Geschlecht in kontextabhängigen Differenzen manifestiert, die teilweise über das Zweigeschlechtermodell hinausgehen“ geprüft werden.
Vergabe an „Sexdiversity“-Projekt ist vertraulich
Einerseits werden Mediziner und Biologen die Natur männlicher und weiblicher Zellen im Körper analysieren, etwa „wie Steroidhormone die Funktion des menschlichen Gehirns organisieren“. Andererseits ordnen Gesellschaftswissenschaftler die rechtlichen und ethnischen Gesichtspunkte einer nichtbinären Geschlechtlichkeit ein. Dadurch soll „zu einem genaueren und differenzierteren Verständnis von biologischem Geschlecht und geschlechtlicher Vielfalt führen und damit eine solide Grundlage für die personalisierte Medizin“ geschafft werden.
Die DFG wird zu zwei Dritteln vom Bund und zu einem Drittel von den Ländern finanziert. Wieso die Forschungsgemeinschaft sich für die Vergabe an das „Sexdiversity“-Projekt entschied, sei vertraulich, berichtet die Welt. Die Förderung sei nach wissenschaftlichen Qualitätskriterien in einem standardisierten Verfahren entschieden worden, schreibt das Blatt unter Berufung auf die DFG.
Während an deutschen Universitäten 173 Professuren zu Geschlechterforschung existieren, bezeichnen sich lediglich 969 der 82.717.312 in Deutschland lebenden Einwohner als „divers“. Das sind 0,00117 Prozent der Bevölkerung. Das geht aus dem Zensusbericht des Statistischen Bundesamts hervor. Die Möglichkeit, sich als „divers“ zu bekennen, gibt es seit 2018. (sv)