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Pubertätsblocker und Co.: Wer steckt hinter den weltweiten Leitlinien für Gender-Behandlungen an Kindern?

Pubertätsblocker und Co.: Wer steckt hinter den weltweiten Leitlinien für Gender-Behandlungen an Kindern?

Pubertätsblocker und Co.: Wer steckt hinter den weltweiten Leitlinien für Gender-Behandlungen an Kindern?

Mädchen mit Tabletten in der Hand (Symbolbild): Mehrere Länder wollen „Pubertätsblocker“ nur noch in besonders schweren Fällen verschreiben, die Gender-Leitlinien stammen aus den Niederlanden
Mädchen mit Tabletten in der Hand (Symbolbild): Mehrere Länder wollen „Pubertätsblocker“ nur noch in besonders schweren Fällen verschreiben, die Gender-Leitlinien stammen aus den Niederlanden
Mädchen mit Tabletten in der Hand (Symbolbild): Mehrere Länder wollen „Pubertätsblocker“ nur noch in besonders schweren Fällen verschreiben Foto: picture alliance / dpa Themendienst | Mascha Brichta
Pubertätsblocker und Co.
 

Wer steckt hinter den weltweiten Leitlinien für Gender-Behandlungen an Kindern?

Weltweit orientieren sich Kliniken bei Gender-Behandlungen von Kindern an Leitlinien aus den Niederlanden. Grundlage dafür ist unter anderem eine viel kritisierte Studie, gesponsort von einem deutschen Hormonhersteller.
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Immer mehr Kinder und Jugendliche hadern mit ihrer Geschlechtsidentität. Oftmals bleibt es nicht nur beim Zweifel, womöglich im falschen Körper geboren zu sein. Begaben sich 2010 noch 60 Minderjährige in den Niederlanden in Behandlung, waren es im vergangenen Jahr rund 1.600. Weitere 1.800 Personen, die jünger als 18 Jahre waren, standen auf der Warteliste, weil die Kapazitäten in Gender-Kliniken in dem Land ausgeschöpft sind.

Weltweit greifen entsprechende Einrichtungen auf ein in den 1990er Jahren entwickeltes Standardverfahren aus Amsterdam zurück, wenn es um die medikamentöse Behandlung von vermeintlich transsexuellen Kindern geht. Sogenannte Pubertätsblocker sollen nicht wie Gummibärchen an Minderjährige verteilt werden, lautet die Vorgabe. Eine Geschlechtsdysphorie im frühen Alter, welche sich mit dem Eintritt der Pubertät verschlimmern würde, ein stabiler psychischer Zustand des Patienten sowie ausreichend emotionale Unterstützung gelten als unabdingbare Voraussetzungen.

Ein Bericht der niederländischen Zeitung NRC, den die Welt in deutscher Sprache veröffentlicht hat, zieht die Richtlinie sowie die Unabhängigkeit der Gender-Forschung am verantwortlichen Amsterdamer Klinikum UMC in Zweifel. So strikt die Bedingungen erscheinen, so lax sei auch über Komplikationen hinweggesehen worden. Nebenwirkungen des schweren Medikaments hätten die Ärzte unter dem Credo des kleineren Übels auf die leichte Schulter genommen.

Hormonhersteller sponsert „Pubertätsblocker“-Studie

Ergänzt wurde das „niederländische Protokoll“ 2006 mit einer Studie zur Einnahme von „Pubertätsblockern“. Wissenschaftler untersuchten darin, ob eine Hormonbehandlung bei Transsexuellen erfolgreicher verläuft, wenn ihre Pubertät zunächst medikamentös unterdrückt wurde. Geldgeber der Studie war der deutsche Hormonhersteller Ferring.

„Die Unterdrückung der Pubertät sollte als unterstützendes diagnostisches Verfahren angesehen werden, jedoch nicht als endgültige Behandlung“, heißt es in der Zusammenfassung der Untersuchung. Die Einnahme von „Pubertätsblockern“ scheine „ein wichtiger Beitrag zur klinischen Behandlung von Geschlechtsidentitätsstörungen bei transsexuellen Jugendlichen“ zu sein.

Kritikpunkte an der Studie gibt es einige. Fragebögen waren uneinheitlich, eine Kontrollgruppe fehlte gänzlich und für die Ergebnisse zogen die Forscher Zufallsstichproben unter den 196 behandelten Kinder heran.

Mehrere Länder rücken von „Pubertätsblockern“ ab

Mittlerweile gibt es in immer mehr Ländern Widerspruch an der Behandlung von Kindern mit „Pubertätsblockern“. Sie sollen nicht nur die körperliche sexuelle Entwicklung von Minderjährigen beeinträchtigen, sondern auch Osteoporose, Anorgasmie und Unfruchtbarkeit verursachen können. Laut NRC soll das Medikament mitunter sogar die Fähigkeit beeinträchtigen, rationale Entscheidungen zu treffen.

Schweden, Finnland und Großbritannien wollen das Medikament nur noch in seltenen, besonders schweren Fällen verschreiben. Stattdessen setzen sie vermehrt auf eine psychologische Begleitung der Patienten.

Mädchen mit Tabletten in der Hand (Symbolbild): Mehrere Länder wollen „Pubertätsblocker“ nur noch in besonders schweren Fällen verschreiben Foto: picture alliance / dpa Themendienst | Mascha Brichta
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