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Bernd Zimniok, Demografie, Massenmigration

Neues Buch: Die Schattenseiten der europäischen Migrationspolitik

Neues Buch: Die Schattenseiten der europäischen Migrationspolitik

Neues Buch: Die Schattenseiten der europäischen Migrationspolitik

Das Bild zeigt Migranten in einem Boot vor Greta. Die europäische Migrationspolitik wird seit Jahren kontrovers diskutiert.
Das Bild zeigt Migranten in einem Boot vor Greta. Die europäische Migrationspolitik wird seit Jahren kontrovers diskutiert.
Einwanderer auf einem vor Kreta ankommenden Boot: Die europäische Migrationspolitik wird seit Jahren kontrovers diskutiert Foto: picture alliance / ANE / Eurokinissi | Stefanos Rapanis / Eurokinissi
Neues Buch
 

Die Schattenseiten der europäischen Migrationspolitik

Der niederländische Soziologe Ruud Koopmans analysiert die europäische Migrationspolitik seit 2015 und erhebt Vorwürfe gegen die Bundesregierung. Nüchtern, faktenbasiert und knallhart. Die JUNGE FREIHEIT stellt sein neues Buch vor.
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Ruud Koopmans hat es wieder getan. Mit „Die Asyl-Lotterie“, seiner Bilanz des „todkranken“ europäischen Asylregimes, landet der Autor von „Das verfallene Haus des Islam“ einen weiteren Faustschlag in die Magengrube der etablierten Migrationsenthusiasten und Multikulturalisten. 

Das Bild zeigt das Cover von Ruud Koopmans' neuem Buch „Die Asyl Lotterie“. Der Autor kritisiert die aktuelle europäische Migrationspolitik scharf.
Faktenbasierte Kritik an der europäischen Migrationspolitik. Jetzt hier bestllen

Der Hieb ist um so schmerzhafter, als er von einem kommt, der eigentlich einer der „ihren“ sein müßte: Der Niederländer Ruud Koopmans ist Soziologe, er ist mit einer Kurdin aus der Türkei verheiratet und war Mitglied der niederländischen Grünen, jedenfalls bis deren aus Marokko stammender Fraktionschef 1994 für ein Verbot von Salman Rushdies „Satanischen Versen“ plädierte; er ist Professor für Soziologie und Migrationsforschung am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität, Vorsitzender des Kuratoriums des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) in Berlin und forscht zur Integration und Assimilation von Migranten.

Koopmans weiß also, wovon er spricht, wenn er die Merkelsche „Wir schaffen das“-Willkommenspolitik für gescheitert und die hierzulande und auf EU-Ebene betriebene Asylpolitik zur „tödlichsten der Welt“ erklärt. Er meint das im Wortsinn. Todbringend nicht nur für Migranten – 70 Prozent aller Menschen, die weltweit während Wanderungsbewegungen sterben, kommen nach UN-Zahlen auf dem Weg nach Europa ums Leben, 25.000 seit 2015 auf dem Mittelmeer. 

Die aktuelle Migrationspolitik hilft den Schwachen nicht

Tödlich aber auch für die einheimische Bevölkerung: 2.000 Opfer von Mord- und Totschlagsdelikten, davon 300 vollendete, und 3.000 Vergewaltigungen mit Flüchtlingen als Tatverdächtigen verzeichnet die Statistik in Deutschland allein für die Jahre 2017 bis 2020. Opfer, die vermeidbar gewesen wären, konstatiert Koopmans, hätten wir eine andere Flüchtlingspolitik gehabt. Denn es ist das europäische Asylsystem, das Millionen Menschen dazu einlädt, gefährliche Migrationswege auf sich zu nehmen, weil sie wissen: Wer es einmal über die Grenzen der EU geschafft hat, der kann praktisch immer auch bleiben. 2,5 Millionen sind seit 2015 als Asylbewerber in die EU gekommen, die meisten nach Deutschland; jeder zweite wurde trotz großzügiger Auslegung nicht anerkannt und durfte trotzdem bleiben, vor allem im Hauptzielland Deutschland.

Dieses Asylsystem fordert nicht nur „mehr Menschenleben, als es rettet“; weil das entscheidende Kriterium das Überschreiten der EU-Außengrenze ist, bevorteilt es die Starken, Durchsetzungsfähigen, Begüterten, die sich teure Schlepper leisten und per Identitätsverschleierung Aufenthalt und Leistungen erschleichen können, während es den Schwächsten und am meisten Hilfebedürftigen keine Chance läßt. 

Durch seine Passivität und den Verzicht auf aktive Steuerung und Auswahl liefert sich dieses System den Zwängen und Wechselfällen der geographischen und weltpolitischen Lage und der Erpressung durch die Machtspiele benachbarter Autokraten aus. Knapp und anschaulich erinnert Koopmans an die Genese der Migrationskrise seit 2015: Umbruch und Chaos im Mittelmeerraum nach dem „Arabischen Frühling“ und den gezielten Einsatz der Migrationswaffe durch den türkischen Präsidenten Erdoğan und den weißrussischen Machthaber Lukaschenko. 

Der deutsche Moralabsolutismus spaltet Europa

Weil der hehre Anspruch dieses Asylrechts, jedem ein individuelles Asylverfahren zu gewähren, der an seine Türen klopft, in der Praxis nicht zu halten ist, delegiert das System das Problem an die Ränder, läßt zugleich aber die Staaten an den Außengrenzen damit weitgehend alleine. Gleichwohl überfordert die zufällige Zusammensetzung der Asylmigranten, deren Zustandekommen die Falschen begünstigt, die Aufnahmegesellschaften, die deutsche zumal, und verhindert erfolgreiche Integration, während Kriminalität und Terrorgefahr aus dem Ruder laufen. 

Das führt unvermeidlich in die Spaltung Europas, maßgeblich vorangetrieben durch den doppelmoralischen deutschen Moralabsolutismus. Der Brexit, den auch Koopmans vorrangig auf das Asylchaos nach 2015 zurückführt, war nur der Anfang von den Verwerfungen im politischen System.

Koopmans untermauert diese Thesen mit harten Fakten. Seine Kapitel über Arbeitsmarktintegration, Terrorgefahr und Zuwandererkriminalität fassen die Lage sachlich, illusionslos und erschöpfend zusammen; die Graphiken und Tabellen, die er zu Beschäftigungs-, Sozialhilfe- und Kriminalitätsquoten erstellt hat, sollte sich jeder Innenpolitiker an den Schreibtisch heften.

„Rassismus“ erklärt die Probleme nicht

Migration schafft nur dann demographische Entlastung, wenn Zuwanderer mehr zu den Sozialsystemen beitragen, als sie beanspruchen; die Asylzuwanderung bewirkt das katastrophale Gegenteil. Koopmans setzt den Anteil der Leistungsbezieher in Relation zu den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten der jeweiligen Gruppe; die Quote ist bei Zuwanderern aus den acht wichtigsten Asylherkunftsländern zwanzigmal höher, bei sonstigen Ausländern immer noch achtmal höher als bei deutschen Staatsangehörigen.

Die bekannten Zahlen zum hohen Anteil von Asylzuwanderern und Flüchtlingen an Raub-, Sexual- und schweren Gewaltdelikten, der jeweils ein Vielfaches des Bevölkerungsanteils beträgt, ergänzt Koopmans um entsprechende Zahlen für Chemnitz und Sachsen, wo der Anteil aufgrund der Bevölkerungsstruktur sogar noch höher liegt. Dem unkooperativen Bundeskriminalamt verweigert er übrigens ausdrücklich die Danksagung.

Gängige Mythen, die die miserable Bilanz der Asylzuwanderung mit „Rassismus“ oder fehlendem Arbeitsmarktzugang erklären wollen, widerlegt
Koopmans schlüssig anhand der Zahlen: Dafür gibt es schlicht keine Belege. Es liegt nicht an etwaiger falscher „Integrationspolitik“, wenn Zuwanderer in Arbeitsmarkt und Gesellschaft nicht integrierbar sind, sondern an Struktur und Zusammensetzung der Zuwanderung. Das zeige sich nicht zuletzt an der besseren Aufnahme und Eingliederung ukrainischer Kriegsflüchtlinge, die seit dem Angriff Rußlands in die Staaten der EU strömen.

Koopmans’ Buch argumentiert nüchtern und faktenbasiert

Konsequent plädiert Koopmans für eine steuernde Auswahl sowohl von Flüchtlingen als auch von Arbeitsmigranten. Er favorisiert das „australische Modell“: Vollständige Unterbindung illegaler Migration bei gleichzeitiger Gewährung großzügiger Kontingente und Verlagerung der Auswahlprozesse in Herkunfts- oder Drittländer. Ansätze hierzu sieht er zum Beispiel in Dänemark und Großbritannien. Bei Fluchtbewegungen vor der eigenen Haustür wie aktuell aus der Ukraine solle die Kontingentaufnahme aus außereuropäischen Ländern ganz ausgesetzt werden.

Ein Patentrezept hat Koopmans nicht. Einige Denkansätze spart er ganz aus, etwa die Frage, wie durch Remigrationsprogramme der Anteil nicht integrationswilliger und -fähiger Migranten reduziert werden könnte. Daß „Rücknahmeabkommen“, die im Gegenzug zu Aufnahmekontingenten für legale Arbeitsmigration durchgesetzt werden könnten, nur begrenzte Wirkung haben, räumt er selbst ein. 

Dennoch zeigt Koopmans mögliche Auswege aus den von Ideologie und Moralismus vergifteten Denkblockaden der Migrationspolitik. Vor allem aber hat er mit seiner nüchtern argumentierenden und mit allen wichtigen Zahlen und Fakten untermauerten Bilanz eine Grundlage geschaffen, an der die überfällige Debatte um eine Reform der Migrations- und Flüchtlingspolitik nicht vorbeigehen kann. In anderen europäischen Ländern ist diese Debatte längst in vollem Gange. Deutschland hat einiges an Verspätung aufzuholen; Koopmans’ Bilanz hilft dabei auf die Sprünge.

JF 13/23

Einwanderer auf einem vor Kreta ankommenden Boot: Die europäische Migrationspolitik wird seit Jahren kontrovers diskutiert Foto: picture alliance / ANE / Eurokinissi | Stefanos Rapanis / Eurokinissi
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