BERLIN. Mehrere in der Fußballbranche prominente Frauen haben eine Frauenquote von 30 Prozent in dem Sport gefordert. „Mit den von uns angestrebten mindestens 30 Prozent sind wir da noch relativ niedrig rangegangen. Doch selbst 30 Prozent übersteigen die Vorstellungskraft von vielen“, sagte die frühere Moderatorin der Fußballsendung „ran“, Gaby Papenburg, der Zeit. Die Quote soll für alle Gremien und auch auf regionaler Ebene gelten.
Die Forderung ist Teil eines Positionspapiers mit dem Titel „Fußball kann mehr“. Unterzeichnet haben es neben Papenburg auch die ehemalige Nationalspielerin Katja Kraus, die Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus-Webb, ZDF-Moderatorin Claudia Neumann, die Vorsitzende der Faninitiative „Unsere Kurve“ sowie die Geschäftsführerin der Sponsoren-Vereinigung S 20, Jana Bernhard. Neben der Frauenquote geht es darin laut Zeit auch um Gehaltstransparenz und Sanktionsmechanismen im Kampf gegen Sexismus.
Kraus sagte dem Blatt: „Der Fußball funktioniert bislang nach eigenen Regeln, und es gibt jetzt erstmals Druck von außen. Den wollen wir erhöhen – und haben für unsere Forderungen 2024 als Ziel gesetzt.“ Allerdings zeigten sich die Mitinitiatoren skeptisch, ergänzte Papenburg, da im Deutschen Fußball-Bund (DFB) und in der Deutschen Fußball-Liga (DFL) die Erkenntnis fehle, „daß es sich um ein Win-win-Modell handeln könnte, daß Mehrwert entsteht, wenn mehr Frauen in Führungspositionen gelangen, weil sich einfach eine Hälfte der Gesellschaft deutlicher oder vielleicht sogar erstmals angesprochen fühlt“.
Frau als Nachfolgerin von DFB-Präsident Keller?
Auf die Frage, ob Kraus nach dem Rücktritt von DFB-Präsident Fritz Keller dessen Amt einnehmen möchte, sagte sie: „Dieses Amt und das Ansehen des DFB wurden in den letzten Jahren massiv beschädigt. Ich glaube, es ist allen klar geworden: Der DFB muß sich radikal verändern.“ Allerdings habe sie keine Ambitionen auf den DFB-Vorsitz.
Der Verband brauche aber „eine drastische Veränderung der Strukturen“, ansonsten werde ein Neuanfang schwer. „Ein System wird nicht von denjenigen verändert, deren Macht es stützt.“ Keller war am Montag zurückgetreten. Zum Verhängnis wurde ihm ein Vergleich seines Stellvertreters Rainer Koch mit dem NS-Richter Roland Freisler. Keller hatte während seiner Amtszeit die Politisierung des Verbands vorangetrieben. (ls)