NOTTINGHAM. In den drei englischsprachigen Ländern USA, Kanada und Großbritannien diskriminiert ein erheblicher Teil der Akademiker Konservative bei Beförderungen, Stipendien und Publikationen. Zu diesem Ergebnis ist eine am Montag veröffentlichte Studie des Center for the Study of Partisanship and Ideology (CSPI) gekommen, das an die Univeristät von Nottingham angegliedert ist.
Demnach würden mehr als vier von zehn US-amerikanischen und kanadischen Akademikern einen Trump-Anhänger nicht einstellen und einer von drei britischen Akademikern einem Brexit-Anhänger nicht zu einem Job verhelfen.
Gleichzeitig würden rechtsgerichtete Akademiker „ein hohes Maß an institutionellem Autoritarismus und Gruppenzwang“ erleben. In den USA sei bereits mehr als ein Drittel der konservativen Akademiker und Doktoranden wegen ihrer Ansichten mit Disziplinarmaßnahmen bedroht worden. 70 Prozent der konservativen Akademiker beklagten, an ihrem Hochschulinstitut herrsche ein „feindseligen Klima“ für ihre Ansichten.
Selbstzensur unter Konservativen Wissenschaftlern
Mehr als die Hälfte der konservativen Forscher in Nordamerika und Großbritannien gaben Selbstzensur in Forschung und Lehre zu. Der Mangel an Meinungsvielfalt unter den Lehrkräften untermauere den Autoritarismus an den Universitäten, schreiben die Studienautoren rund um den kanadischen Politikwissenschaftler Eric Kaufmann. Die höchste Zustimmungsrate für eine Entlassungskampagne gegen vermeintlich umstrittene Forschungskollegen sei vor allem unter sehr linken Akademikern zu finden.
Das CSPI wurde im Jahr 2020 gegründet, um die Untersuchung wenig erforschter Ideen in der politischen Psychologie und den Sozialwissenschaften zu unterstützen. „Mit dem Aufkommen des Populismus, zunehmender Polarisierung und identitätsbasierten Bewegungen auf der ganzen Welt gab es selten eine bessere Zeit, um diese Themen zu untersuchen“, heißt es dazu auf der Website. (ha)
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Eine umfassende Auswertung der 190seitigen Studie inklusive zahlreicher Graphiken finden Sie an dieser Stelle.
Am Freitag erscheint in der Printausgabe der JUNGEN FREIHEIT ein exklusiver Meinungsbeitrag des Politologen Eric Kaufmann. Kaufmann ist Vorstandsmitglied des „Centers for the Study of Partisanship and Ideology“ und leitete die Studie zur „Akademischen Freiheit in der Krise“. In seiner empirischen Forschung spezialisierte sich der Kanadier vor allem auf die Felder Nationalismus, Populismus, politische Demographie und die ideologische Entwicklung der kulturellen Linken. Kaufmann ist Herausgeber der Zeitschrift „Nations & Nationalism“ und hat unter anderem für die „New York Times“, „Foreign Affairs“ und den „New Statesman“ geschrieben.