BERLIN. Die Gewalt gegen Lehrer hat im Vergleich zu 2018 deutlich zugenommen. Wie eine forsa-Umfrage im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) an 1.302 Schulen ergeben hat, klagten 61 Prozent der befragten Einrichtungen über Bedrohungen, Beleidigungen, Mobbing oder Belästigungen ihrer Lehrkräfte in den vergangenen fünf Jahren. Das entspricht einem Zuwachs von 13 Prozent, teilte der VBE am Donnerstag mit.
Am stärksten trete das Problem mit 73 Prozent bei Haupt-, Real- und Gesamtschulen auf. Darauf folgten Grundschulen mit 57 Prozent. Unter den befragten Gymnasien verzeichneten 48 Prozent psychische Gewalt gegen ihre Lehrkräfte.
Grundschüler werden am häufigsten übergriffig
Die Zahl der Belästigungen, Diffamierungen oder Nötigungen von Lehrern im Internet sei im Vergleich zu 2018 um zwölf auf 32 Prozent gestiegen. Am stärksten betroffen seien Haupt-, Real- und Gesamtschulen mit 52 Prozent.
Die körperlichen Übergriffe auf die Pädagogen hätten um acht Prozent von 26 auf 34 zugenommen. Mit Abstand am häufigsten würden Lehrer an Grundschulen angegriffen. Mit 40 Prozent trete das Problem dort knapp doppelt so oft auf wie an Haupt-, Real- und Gesamtschulen. Unter den Gymnasien seien sieben Prozent der Einrichtungen davon betroffen gewesen.VBE
Schulen klagen über uneinsichtige Eltern
56 Prozent der Schulleitungen gab an, daß es ihnen in den allermeisten Fällen gelungen sei, ihre Kollegen ausreichend vor Gewalt zu schützen. Im Jahr 2018 bekundeten dies noch 87 Prozent. Rund ein Drittel der Grund- sowie der Haupt-, Real- und Gesamtschulen sagten, es sei ihnen nur teilweise geglückt.
Ein Grund dafür sind laut 69 Prozent der Schulen kooperationsunwillige Eltern. Aber auch Schüler zeigten sich gemäß 58 Prozent der Befragten oft uneinsichtig. Rund ein Drittel klagte zudem über einen zu hohen bürokratischen Aufwand bei der Meldung der Fälle.
VBE fordert Expertenteams
Der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann bezeichnete die Zahlen als erschütternd. Das Kultusministerium versichere öffentlich stets, es handle sich nur um Einzelfälle. Deshalb würden auch oftmals auch keine Statistiken geführt. „Die Augen zu verschließen, wird das Problem aber nicht beseitigen“, mahnte er.
Die Schulen müßten durch ausgebildetes Personal unterstützt werden. Der VBE fordere „multiprofessionellen Teams an allen Schulen“, aus der Sozialarbeitern, Sozialpädagogen und Psychologen einzusetzen. (zit)