PASSAU. Freunde des „Donaulieds“ haben eine Gegenpetition zur Erhaltung des Bierzelt-Hits gestartet. Rund 1.500 Personen haben diese bislang auf der Internetseite „OpenPetition“ unterschrieben. Die Passauer Studentin Carina Schütz hatte zuvor gefordert, bei Volksfesten künftig auf das Lied zu verzichten, berichtete der Bayrische Rundfunk (BR) am Dienstag.
Das Volkslied besingt, wie sich ein Spaziergänger am Donauufer an einer schlafenden Frau vergeht. Darauf reagiert diese empört: „Du schamloser Jüngling, was hast du gemacht? Du hast mich im Schlafe zur Mutter gemacht“. Das „Donaulied“ ist seit Jahren als Fest-Hit bekannt, etwa gab es auch der Party-Sänger Mickie Krause zum Besten. Zudem gibt es mittlerweile viele abgeänderte Versionen von dem Lied.
Über 31.000 Personen unterstützen Verzichts-Forderung
Die Gegenpetition mit dem Titel „Rettet das Donaulied“ wurde von vier Männern aus Salzweg bei Passau gestartet. „Wir sind der Meinung, daß dieses Lied in Passau, Bayern und darüber hinaus weiter gespielt werden soll. Dieses Lied, das erstmals 1826 erwähnt wurde, gehört einfach zur Bierzelt- und Kneipenstimmung! Wir sind uns sicher, daß kein Mensch bis vor kurzem bei diesem Lied an eine Vergewaltigung gedacht hat“, begründeten sie. Zudem werde es nicht mehr oder weniger solcher Straftaten geben, wenn dieses Lied gespielt oder nicht gespielt werde.
Schütz hatte Teile des Liedes als sexistisch bezeichnet. „Sprache formt das Denken. In diesem alten Volkslied vermittelt der umgeschriebene Text ein Weltbild, welches sexuelle Gewaltfantasien gegen Frauen normalisiert und verherrlicht. Deswegen stellt das Donaulied eine Form sexueller Gewalt dar“, erklärte sie ihr Anliegen. Die Petition der Studentin mit dem Titel „#Bierzeltsexismus“, haben über 31.000 Menschen unterzeichnet.
Lied sei „unerträglich“ für beide Geschlechter
Schütz betonte, keine Traditionsfeindin zu sein, auch ein Verbot strebe sie nicht an. Dennoch fordere sie, sich mit dem Text auseinanderzusetzen. Der Direktor des Zentrums für Populäre Kultur und Musik an der Universität Freiburg, Michael Fischer bezeichnete das Lied gegenüber dem BR als „unerträglich, nicht nur aus der Perspektive von Frauen, sondern auch aus der Perspektive der Männer, die als Vergewaltiger dargestellt werden“.
Die Ursprungsfassung des Liedes stamme aus dem 19. Jahrhundert. Die in der Kritik stehende Version sei womöglich im Ersten Weltkrieg entstanden. „Wenn dies stimmt, müßte man die derbe Lesart mit der Situation junger Männer im Krieg zusammenbringen“, merkte Fischer laut der Süddeutschen Zeitung an.
Der stellvertretende Passauer Landrat Hans Koller (CSU) gab an, das Lied als „uraltes, primitives Sauflied“ zwar persönlich abzulehnen, jedoch gebe es in der Corona-Krise wichtigere Themen. (zit)