BERLIN. Die Ausländerfeindlichkeit in Deutschland hat seit 2018 abgenommen. Vor zwei Jahren seien noch 23,4 Prozent der Bürger fremdenfeindlich eingestellt gewesen, bis 2020 sei der Wert auf 16,5 Prozent gesunken, heißt es in der zehnten „Leipziger Autoritarismus-Studie“, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurde.
Demnach sank die Auffassung, Ausländer kämen in die Bundesrepublik, um den Sozialstaat auszunutzen, um elf auf rund 25 Prozent. 2018 gab jeder Vierte an, Nicht-Deutsche sollten „heimgeschickt“ werden, wenn Arbeitsplätze knapp würden. In diesem Jahr teilte nicht einmal jeder Fünfte diese Meinung. 90 Prozent der Befragten stimmten sogar der Aussage zu, es müßten gleiche Lebensbedingungen für alle in Deutschland geschaffen werden. 2006 hätten dies 84,5 Prozent bejaht.
Rund 40 Prozent der Bevölkerung aus den östlichen Bundesländern und 24 Prozent der Menschen aus dem Westen Deutschlands bekundeten aber auch, generell keine moslemische Zuwanderung zu wollen. Mehr als jeder zweite Ostdeutsche gab zudem an, sich aufgrund der Migranten aus islamischen Ländern gelegentlich fremd in der Bundesrepublik zu fühlen.
Mehrheit der Deutschen wünscht sich „starkes Nationalgefühl“
An mehreren Stellen zeigte sich ein Ost-West-Gefälle. So beispielsweise auch bei der Frage, ob Diktaturen im nationalen Interesse die bessere Staatsform seien. Rund 36,5 Prozent der Bürger aus den östlichen Bundesländern stimmten dem zumindest teilweise zu. Im Westen waren es 14,1 Prozent. Knapp 70 Prozent der Ost- und 63 Prozent der Westdeutschen plädiert für Mut zu einem „starken Nationalgefühl“.
Die Studie wird seit 2002 alle zwei Jahre veröffentlicht. Sie wird von der Grünen-nahen Heinrich-Böll- und der Otto-Brenner-Stiftung unterstützt, die zur Gewerkschaft IG Metall gehört. Kritiker hatten in der Vergangenheit die zum Teil suggestiven Fragestellungen und zweifelhaften Ableitungen aus den Antworten bemängelt. (zit)