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Fünfte Vollversammlung: Die konservative Schwarmintelligenz trifft sich in Erfurt

Fünfte Vollversammlung: Die konservative Schwarmintelligenz trifft sich in Erfurt

Fünfte Vollversammlung: Die konservative Schwarmintelligenz trifft sich in Erfurt

Treffen der Schwarmintelligenz in Erfurt Foto: Alexander Hein
Fünfte Vollversammlung
 

Die konservative Schwarmintelligenz trifft sich in Erfurt

Die Opposition ist konservativ – zumindest wenn man nach Erfurt schaut. Dort trifft sich an diesem Wochenende auf Einladung des Publizisten Klaus Kelle die „Vollversammlung der wahren Schwarmintelligenz“.
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Die Opposition ist konservativ – zumindest wenn man nach Erfurt schaut. Dort trifft sich an diesem Wochenende die „Vollversammlung der wahren Schwarmintelligenz“. Zum fünften Mal in Folge hat Publizist und Medienunternehmer Klaus Kelle Liberale und Konservative eingeladen, um einen offenen Ideenaustausch zu ermöglichen.

Das Programm ist straff und abwechslungsreich. Einem Vortrag von Insa-Chef Hermann Binkert über die Frage, wie gespalten Deutschland ist, folgt eine Diskussion über eine notwendige Neuevangelisierung Deutschlands mit dem Wittenberger Pastor Alexander Garth.

Ein Kurzinterview mit der Initiatorin der Bauernproteste Maike Schulz-Broers der Initiative „Land schafft Verbindung“ klärt auf, was die Landwirte bewegt. Schulze-Broers berichtet, wie in der vergangenen Woche das Treffen der europäischen Agrarminister in Koblenz gestört wurde und somit die Politiker zur Aufmerksamkeit gezwungen werden sollen.

Skepsis gegenüber Utopien

Schwarmintelligenz-Gründer Klaus Kelle Foto: Alexander Hein

Durch Nicht-Regierungsorganisationen sei der Graben zwischen Landwirten und Gesellschaft sehr tief geworden, so die Landwirtin. Sie wolle deutlich machen, daß die Bauern die Natur hegen und pflegen und kein Interesse hätten, ihre eigene Existenz zu zerstören. Vielmehr wolle man daran arbeiten, die Ernährung in Europa sicherzustellen.

Kontrovers wird es nach dem Vortrag des Historikers Andreas Rödder, der zum Thema „Konservativ sein in der modernen Gesellschaft“ spricht. Er plädiert für eine gelassene Skepsis gegenüber Moden und Utopien. Insofern sei die heutige Gesellschaftskritik im konservativen Lager angekommen. Dem linken Konzept des Gender Mainstreaming solle ein „Family Mainsteaming“ entgegengesetzt werden, schlägt Rödder vor, um die Benachteiligung von Familien zu ändern. Kinder und Familie seien ein Wert für sich: „Familienarbeit sollte nicht als Karrierehindernis angesehen werden, sondern als Stärke und Qualifikation.“

Als er feststellt, daß Deutschland nicht erst seit 2015 ein Einwanderungsland geworden sei, wird es unruhig im Saal. Einige Zwischenrufer machen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) allein für die unkontrollierte Massenmigration verantwortlich, worauf der Mainzer Professor entgegnet, daß es schon seit den sechziger und siebziger Jahren Einwanderung nach Deutschland gegeben habe. Als Grundlagen des Zusammenlebens fordert er das Erlernen der Landessprache, einen respektvollen Umgang miteinander, sowie keine unterschiedlichen Wertigkeiten der politische Ränder und Faktentreue bei Nachrichten.

Kulturelle Hegemonie nicht dem Gegner überlassen

Bei der anschließenden Diskussion wird deutlich, daß der „weltoffene Patriotismus“, als dessen Vertreter er Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) benennt, nicht von allen geteilt wird. Einigkeit stellt sich wieder ein, als es darum geht, daß man in der politischen Auseinandersetzung den Kampf um die „kulturelle Hegemonie“ nicht dem Gegner überlassen dürfe.

Höhepunkt des ersten Tages ist der Skypevortrag des amerikanischen konservativen Vordenkers Todd Huizinga, der Einblicke in den amerikanischen Wahlkampf, die Situation des Landes durch die Corona-Pandemie und die Unruhen durch die „Black Lives Matter“-Aktivisten gibt. Er sieht durch die „postmoderne Linke“ die Meinungsfreiheit bedroht.

Erinnerung an stalinistische Selbstanklagen

So mußte im Juli diesen Jahres ein Vizepräsident des Flugzeugherstellers Boeing zurücktreten, weil er 1987 einen Artikel gegen Frauen in Kampfeinsätzen geschrieben hatte. Außerdem mußte er sich in einem Brief entschuldigen, was Huizinga an stalinistische Selbstanklagen erinnerte.

Zudem wirft der Chef einer amerikanischen Denkfabrik der BLM-Bewegung vor, die Fortschritte der vergangenen 60 Jahre im Kampf gegen Rassismus zu ignorieren und forderte, man müsse unabhängig von Rasse, Hautfarbe oder Religion diskutieren. Eine Ursache für die derzeitigen Probleme sei die Entchristlichung des Westens. Deshalb brauche es eine Rechristianisierung Europas und der USA.

Am Sontag wird die Tagung der Schwarmintelligenz unter anderem mit einer Diskussion zum Thema 30 Jahre Deutsche Einheit fortgesetz, die Klaus Kelle und JF-Chefredakteur Dieter Stein moderieren.

Treffen der Schwarmintelligenz in Erfurt Foto: Alexander Hein
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