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Zentrum für Politische Schönheit: Kritik an Faschismus-Mahnmal reißt nicht ab

Zentrum für Politische Schönheit: Kritik an Faschismus-Mahnmal reißt nicht ab

Zentrum für Politische Schönheit: Kritik an Faschismus-Mahnmal reißt nicht ab

Zentrum für politische Schönheit
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Detailansicht der Säule mit angeblich menschlicher Asche von NS-Opfern Foto: picture alliance/Christophe Gateau/dpa
Zentrum für Politische Schönheit
 

Kritik an Faschismus-Mahnmal reißt nicht ab

Der Sohn des Schriftstellers Stephan Hermlin, Andrej Hermlin, hat die Verwendung des Gedichts seines Vaters „Die Asche von Birkenau“ durch das Zentrum für Politische Schönheit (ZPS) verurteilt. Das ZPS hat inzwischen begonnen, die Mahnsäulen abzubauen.
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BERLIN. Der Sohn des Schriftstellers Stephan Hermlin, Andrej Hermlin, hat die Verwendung des Gedichts seines Vaters „Die Asche von Birkenau“ durch das Zentrum für Politische Schönheit (ZPS) verurteilt. Die Mitglieder der Organisation hatten das Gedicht begleitend zu ihren Aktionen „gegen den Verrat an der Demokratie“ benutzt und neben Mahnmalen in Arnstadt und Halle angebracht.

Der Pianist Andrej Hermlin richtete sich nun in einem öffentlichen Brief auf Facebook an das ZPS. Sie hätten das Gedicht „für ihre zweifelhaften Zwecke“ mißbraucht. Nach einer Erlaubnis der Rechteinhaber hätten sie nicht gefragt. „Das korrespondiert auf das Trefflichste mit Ihrer Anmaßung, über die Form der Erinnerung an jüdische Opfer befinden zu wollen. Zur schlechten Gesinnung gesellt sich schlechter Geschmack.“

Wie man auf die Idee komme, sich mit „morbiden Erinnerungsstücken“ zu finanzieren, dafür fehle ihm die Fantasie. „Es soll Schande über Sie kommen“, endet Hermlin seinen Brief.

ZPS: Wollten keine „religiösen und ethischen Gefühle“ verletzen 

Inzwischen hat das ZPS damit begonnen die Mahnmale abzubauen. Ursprünglich hatten die Mitglieder der Organisation vorgehabt, das „Mahnmal“ auf einem Betonpfeiler dauerhaft vor dem Reichstag stehen zu lassen. Nach massiver Kritik von jüdischen Vereinen, Einzelpersonen und Politikern entschuldigte sich das ZPS. Nichts habe den Machern ferner gelegen, „als die religiösen und ethischen Gefühle von Überlebenden und Nachkommen der Getöteten“ zu verletzen.

Am Montag hatten die Anhänger des ZPS vor dem Reichstag eine Säule mit angeblich menschlicher Asche von Opfern des Nationalsozialismus errichtet. Nach eigenen Angaben sollte es an den „Verrat der Konservativen an der Demokratie“ erinnern, der dem Faschismus 1933 den Weg geebnet hätte. Gleichzeitig sollte es vor allem den Unionsfraktionen als Warnung gelten, nicht mit der AfD zu koalieren.

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Im Laufe der Woche waren ähnliche Installationen in Chemnitz, Halle und Arnstadt aufgetaucht. In Arnstadt und in Halle hatten die Mitglieder der Organisation das Gedicht des Schriftstellers Stephan Hermlin neben den Säulen, die ebenfalls mit menschlicher Asche und Knochen gefüllt sein sollen, angebracht. Das berichteten der MDR und die Süddeutsche Zeitung.

Ur-Enkelin Hermlins: „menschenverachtende Kunstkacke“

Auch die Ur-Enkelin des Schriftsteller Hermlin, Mirna Funke, kommentierte auf Twitter die Aktion des ZPS. „Unsere Familie wurde selbstverständlich nicht gefragt, ob sie dieser Veröffentlichung zustimmt.“ Als das ZPS seine Stellungnahme darunter postete, antwortete Funk: „Das ändert nichts daran, daß ihr das Gedicht meines Ur-Großvaters benutzt habt, um eine widerwärtige Aktion, der er niemals zugestimmt hätte, literarisch zu unterfüttern. So als befürworten er und wir als Familie eure menschenverachtende Kunstkacke.“

Hermlin und seine Familie verlangen nun „Auskunft darüber, wie viele Installationen Sie an welchen Orten errichtet“ hätten, berichtete die Nachrichtenagentur epa. Sie wollten wissen, wohin die Asche der Toten gebracht würde und forderten das ZPS auf, das eingenommene Spendengeld an Amcha Deutschland und an den Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus e.V. zu überweisen. Rechtliche Schritte behielten sie sich vor.

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Die orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland hatte dem selbsternannten Künstlerkollektiv angeboten, die Asche der Toten dem jüdischen Brauch entsprechend beizusetzen. ZPS-Gründer Philipp Ruch sagte der Presseagentur: „Das gesamte Gedenkstättenkonzept wird derzeit überarbeitet.“ Der vormals am Samstag geplante Schwur gegen die AfD wurde abgesagt. (hr)

Detailansicht der Säule mit angeblich menschlicher Asche von NS-Opfern Foto: picture alliance/Christophe Gateau/dpa
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