HAMBURG. Eine Hamburger Kita hat in diesem Jahr vermeintlich diskriminierende Karnevalskostüme verboten. „Ich möchte Sie bitten, gemeinsam mit ihren Kindern bei der Auswahl des Kostüms darauf zu achten, daß durch selbiges keine Stereotype bedient werden“, zitiert die Hamburger Morgenpost aus einem Schreiben der Kita-Leitung an die Eltern.
Unter das Kostümverbot fallen demnach unter anderem Indianer und Scheichs. Zur Begründung zogen die Pädagogen eine Broschüre der Berliner Beratungsstelle „KiDs – Kinder vor Diskriminierung schützen“ heran.
In der vom Bundesfamilienministerium geförderten Handreichung heißt es: „Die sogenannten Indianer gibt es nicht und gab es nie.“ Der Begriff sei während der Kolonialisierung Amerikas der Bevölkerung aufgezwungen worden. Daher vermittle ein Indianerkostüm Kindern falsches Wissen und verspotte die Ureinwohner.
Auch Prinzessinnen und Piraten seien problematisch
Die Kita im Hamburger Stadtteil Ottensen achte „im Alltag sehr auf eine kultursensible, diskriminierungsfreie und vorurteilsbewußte Erziehung“. Daher sei es auch problematisch, wenn sich Mädchen als Prinzessinnen und Jungs als Piraten verkleideten.
Die Autoren der „KiDs-Broschüre“ schlagen in diesem Fall vor, die Kinder könnten bei der Kostümwahl die Geschlechterrollen tauschen. „Daß es Piratinnen und Meerjungmänner geben kann, braucht manchmal eine Ermutigung durch Erwachsene.“
Die Sprecherin des Kita-Trägers, Katrin Geyer, betonte gegenüber der Morgenpost, es gehe darum, Verkleidungen zu verhindern, die für Teile der Elternschaft verletzend seien. „Wenn man an früher durchaus übliche Verkleidungen als Afrikaner mit Baströckchen und Bananen als Kopfschmuck denkt, kann man die größere Vorsicht unserer Kitas sehr gut nachvollziehen.“ Viele Eltern seien dankbar für das sensible Verhalten. (ag)