HANNOVER. Ausufernde Hochzeitskorsos haben am Wochenende an mehreren Orten die Polizei auf den Plan gerufen. Mehrfach feuerten Mitglieder der zumeist türkischen Hochzeitsgesellschaften mit Schreckschußwaffen oder blockierten Autobahnen.
Während einer Hochzeitsfahrt am Sonntag nachmittag in Hannover gab ein 19 Jahre alter Mann mehrere Schüsse aus einer Schreckschußpistole ab. Die Polizei konnte ihn wenig später stellen. Gegen ihn wird wegen Verstoßes gegen das Waffengesetz ermittelt.Eine Polizeisprecherin teilte auf JF-Nachfrage mit, Zeugen hätten türkische Fahnen bei den Teilnehmern des Korsos gesehen. Die Nationalität des Verdächtigen wollte sie jedoch nicht verraten.
Auf der A2 bei Kamen in Nordrhein-Westfalen beobachteten Zeugen ungefähr zur selben Zeit nach Polizeiangaben „knapp ein Dutzend hochwertige Fahrzeuge“, die alle drei Fahrspuren blockierten. „Die Fahrer überholten zum Teil rechts unbeteiligte Fahrzeuge und bremsten diese aus. Diese geistig umnachtete Aktion dauerte laut Zeugenaussagen mehrere Minuten, bevor der Konvoi dann an der Anschlußstelle Hamm die Autobahn verließ“, teilte die Polizei mit.
Die Beamten hielten die Fahrer an und erstatteten Anzeigen wegen Nötigung sowie gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr. „Den Verkehr auf einer Autobahn auszubremsen, gefährdet Leben und ist mit absolut nichts zu rechtfertigen“, schrieb die Polizei.
„Verkehrsbehinderung größeren Ausmaßes“
Wegen ähnlicher Delikte kam es auch zu Polizeieinsätzen auf der A4 bei Elsdorf und der A52 bei Marl. Auch in Krefeld stoppten die Beamten den Autokorso einer Hochzeitsgesellschaft, weil während der Fahrt mit einer Schreckschußpistole in die Luft geschossen worden war.
Das Gleiche geschah nach Polizeiangaben auch in Lage bei Bielefeld. Dabei stellte die Polizei zwei Schreckschußpistolen und einen Schlagstock sicher. Die Gäste seien anschließend regelkonform zur Feier gefahren.
In Gelsenkirchen trafen die gerufenen Polizeibeamten auf eine türkische Hochzeitsgesellschaft, die eine „Verkehrsbehinderung größeren Ausmaßes“ verursacht haben soll. Die Beamten leiteten demnach Ordnungswidrigkeitsverfahren ein und sprachen mit den Verantwortlichen.
Nordrhein-Westfalen will härtere Gangart einlegen
Allein in Nordrhein-Westfalen gab es laut der Nachrichtenagentur dpa am vergangenen Wochenende 27 Einsätze wegen solcher Hochzeitsgesellschaften. Bereits in den vergangenen Wochen hatten Schüsse und Autobahnblockaden durch arabische oder türkische Feiernde für Schlagezeilen gesorgt. Die Polizei warnte vor „Hochzeits-Blockaden“ im Straßenverkehr.
Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) kündigte vor zwei Wochen eine härtere Gangart gegen sie an. „Autobahnen und Innenstädte sind keine privaten Festsäle“, sagte Reul laut der Rheinischen Post. Er versprach: „Die Polizei in Nordrhein-Westfalen geht gegen Exzesse vor und versteht da keinen Spaß.“ Allein am vergangenen Wochenende sei die Polizei im Land 32 Mal bei Feierlichkeiten eingeschritten. (ls)