AUGSBURG. Der ehemalige Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Christian Pfeiffer, hat der AfD vorgeworfen, die tödliche Attacke auf einen Feuerwehrmann in Augsburg für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. „Das ist sehr typisch für die AfD und ihren Umgang mit solchen Straftaten“, sagte er der Welt. Die Partei zeichne damit ein Zerrbild der Gewalt in Deutschland. Auf diese Weise könnten Menschen zu einer „Fehleinschätzung der tatsächlichen Gewaltlage in Deutschland kommen“.
In der bayerischen Stadt war am vergangenen Freitag der Feuerwehrmann Roland S. durch den Faustschlag eines 17jährigen polizeibekannten Jugendlichen getötet worden. Der Tatverdächtige mit deutscher, türkischer und libanesischer Staatsbürgerschaft und seine zum Teil ebenfalls polizeibekannten Begleiter befinden sich in Haft.
Pfeiffer: Ausländischstämmige Jugendliche sind gewalttätiger
Vor diesem Hintergrund sprach sich Pfeiffer gegen eine Verschärfung des Jugendstrafrechts aus. Der Fall sei grauenhaft und schlimm, „aber noch kein Beleg dafür, daß da im Vorfeld etwas falsch gelaufen ist“. Die Strafhärte bei Jugendlichen habe sich bewährt. „Sie ist nicht zu milde, nicht zu streng, sondern in einem angemessenen Mittelmaß angekommen.“
Zugleich räumte der Kriminologe ein, daß ausländische Jugendliche häufiger als Gewalttäter auffielen als junge Leute deutscher Abstammung. Das liege auch daran, daß jugendliche Migranten öfter zu Hause von den Eltern geschlagen würden. „Gewalt entsteht aber durch Gewalt, sodaß diese Jugendlichen ihrerseits häufiger gewalttätig werden.“
Jedoch nehme Jugendgewalt insgesamt seit Jahren ab. „Hier zeigt sich, daß sich der Wandel der elterlichen Erziehungskultur – weniger Hiebe, mehr Liebe – positiv auswirkt. Auch die verbesserte schulische und soziale Integration zeigt bei den meisten Jugendlichen mit Migrationshintergrund Wirkung“, äußerte Pfeiffer. Bildung und die Ansprache der Eltern seien dabei entscheidend. (ag)