BERLIN. Die Deutsche Polizeigewerkschaft hat scharfe Kritik an der von der Bundesregierung geplanten Kondompflicht für Freier geäußert. Die Sicherheitskräfte hätten genug anderes zu tun, sagte der Berliner Landesvorsitzende Bodo Pfalzgraf nach Angaben der Berliner Morgenpost. „Und nun auch noch Lümmeltütenpolizei – das geht gar nicht“, betonte Pfalzgraf. So drohe das „Sicherheitsbedürfnis des normalen Bürgers“ auf der Strecke zu bleiben.
Bereits am Wochenende hatte Gewerkschaftschef Rainer Wendt gefragt, wer das Verbot eigentlich kontrollieren solle. „Es ist keinem Menschen zumutbar zu kontrollieren, ob ein Freier im Puff ein Kondom trägt oder nicht.“ Statt dessen könnten die Mitglieder des Bundestags-Innenausschuß, „die Freier persönlich zu kontrollieren“.
Deutschland als „Bordell Europas“
Union und SPD hatten sich Anfang Februar auf eine Verschärfung des Prostitutionsgesetzes geeinigt. Neben der Kondompflicht sieht der Entwurf künftig eine regelmäßige verpflichtende medizinische Untersuchung sowie eine Anmeldepflicht bei den Behörden für Prostituierte vor. Mit ihrer Forderung nach einer Anhebung des Mindestalters für Prostituierte auf 21 Jahre konnten sich CDU und CSU dagegen nicht durchsetzen.
2002 hatten SPD und Grüne eines der liberalsten Prostitutionsgesetze Europas beschlossen. Kritiker hatten seither vor einer Zunahme des organisierten Menschenhandels gewarnt und moniert, Deutschland sei zum „Bordell Europas“ geworden. (ho)