BERLIN. Die Verbraucherorganisation Foodwatch hat die Bundesregierung aufgefordert, Werbung für „ungesunde“ Lebensmittel gesetzlich einzuschränken. Lebensmittel, die nicht den Kriterien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) nach ausgewogener und gesunder Ernährung entsprächen, sollten demnach nicht unter Kindern beworben werden dürfen. Auch sollten nur noch Lebensmittel unter Minderjährigen angepriesen werden dürfen, die bestimmte Nährwertanforderungen erfüllen, hieß es in einer Pressemitteilung des Verbandes.
Die Lebensmittelhersteller hatten sich 2007 im sogenannten „EU Pledge“ freiwillig zu einem „verantwortungsbewußten Marketing“ verpflichtet. Laut einer Studie von Foodwatch und der Deutschen Adipositas Gesellschaft sei die Selbstverpflichtung wirkungslos. 90 Prozent der 281 untersuchten Produkte seien keine ausgewogenen Kinderlebensmittel im Sinne der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Die WHO hatte bereits gefordert, daß bestimmte Produkte wie Schokolade, Süßwaren, Energieriegel, Kuchen, Desserts, Fruchtsäfte und Speiseeis nicht mehr für Kinder beworben werden dürften.
Scharfe Kritik von Lebensmittelherstellern
„Mit wohlklingenden Selbstverpflichtungen inszeniert sich die Lebensmittelbranche als Vorreiter im Kampf gegen Übergewicht und Fehlernährung – und vermarktet gleichzeitig tonnenweise Süßigkeiten und Junkfood gezielt an Kinder“, kritisierte Oliver Huizinga von foodwatch.
Der Spitzenverband der Lebensmittelindustrie BLL verurteilte die Untersuchung als unseriös und effektheischend. „Erneut werden wissenschaftlich nicht belegte Kausalzusammenhänge behauptet. So bleiben die Autoren der Studie etwa die Antwort schuldig, warum 94 Prozent der Kinder in Deutschland nicht adipös sind, obwohl sie den gleichen medialen, gesellschaftlichen und gesetzlichen Bedingungen ausgesetzt sind wie die sechs Prozent betroffenen adipösen Kinder!“, kritiserte BLL-Hauptgeschäftsführer Christoph Minhoff. (fl)