BAUTZEN. Das Stadtparlament in Bautzen hat gegen die Wiederaufstellung einer historischen Bismarckstatue gestimmt. Der Hauptausschuß der sächsischen Stadt hatte zuvor für die Wiederherstellung des Denkmals votiert. Dieser Beschluß wurde nun durch das Stadtparlament gekippt. Beantragt hatten die Abstimmung die Linkspartei und Grüne, wie der MDR am Donnerstag berichtete.
Der Bautzener Oberbürgermeister Alexander Ahrens (SPD) lobte nach der Abstimmung den Austausch unter den Stadtpolitikern. „Mir hat insbesondere gut gefallen, daß das eben so gründlich diskutiert worden ist“. Sowohl Denkmalbefürworter, als auch Denkmalgegner hätten etwas von der jeweils anderen Seite gelernt. „Und allein das ist schon ein Gewinn“, unterstrich Ahrens.
Das ehemalige Bismarckdenkmal auf dem Czorneboh – dem Bautzener Hausberg – wurde 1950 zerstört. Ein örtlicher Gesangsverein hatte im Oktober bei der Verwaltung der Stadt beantragt, es auf eigene Kosten wiederaufzubauen.
Sorbischer Interessenverband lehnt Denkmal ab
Nach der Zustimmung durch den Bautzener Hauptausschuß hatten sich vor allem sorbische Initiativen über das Bauvorhaben empört. „Der Beschluß hebt eine historische Persönlichkeit auf den Sockel, die nicht im Geringsten als positiver Bezugspunkt der Erinnerungskultur einer demokratischen, solidarischen und weltoffenen Gesellschaft taugt“, beklagte sich etwa das Sorbische Institut in einem offenen Brief. Der Bauentscheid sei ein verstörendes Signal an alle, die sich für ein demokratisches und weltoffenes Bautzen einsetzten.
Bürgermeister Ahrens stellte sich damals vor die Wiederherstellung des Denkmals. „Bismarck war kein Verbrecher und wir müssen ich auch nicht als solchen behandeln“, mahnte er damals. Der Politiker schlug vor, der Statue eine erklärende Tafel an die Seite zu stellen, um die fragwürdigen Seiten von Bismarcks Kanzlerschaft zu beleuchten. (fw)