Saint-Denis, der Vorort von Paris, ist eine Problemzone. Ursprünglich ein Arbeiterviertel, dann – schon seit den 80er Jahren – immer stärker von schwarz- und nordafrikanischen Einwanderern bewohnt (darunter bis zu 400.000 Illegale), mit ähnlichen Problemen geschlagen wie die Satellitensiedlungen der banlieue und wie eh und je fest in der Hand der Kommunisten.
Saint-Denis steht allerdings auch für die Nekropole der französischen Könige. Denn in der Basilika dieses Namens liegen alle Monarchen des Landes – mit Ausnahme von dreien – bestattet. Das erklärt hinreichend, warum die Kirche während der Revolution ein wichtiges Ziel für die Radikalen und den linken Mob war, die das Gebäude schwer beschädigten, die Särge öffneten und plünderten, die Überreste der Verstorbenen herauszerrten und zerstörten.
Massive Zunahme von Kirchenschändungen
Ganz so dramatisch fällt der neuerliche Angriff auf Saint-Denis nicht aus. Aber in der Nacht vom vergangenen Sonnabend auf Sonntag wurden Fenster mit Glasmalereien zerschlagen und nach einem Einbruch die wertvolle Orgel schwer beschädigt. Offizielle Stellungnahmen ließen nicht lange auf sich warten. Die Regierung versprach mehr Sicherungsmaßnahmen, und die Sozialisten forderten empört die Achtung „aller Orte des Gottesdienstes“.
Unter den Bürgerlichen gab es aber auch Vertreter, die die Profanierung von Saint-Denis in eine lange Reihe ähnlicher Delikte stellten. Allein im Februar wurden vier Kirchen des Landes – in Dijon, Houilles, Nîmes und Lavaur – angegriffen, teilweise handelte es sich um Fälle versuchter Brandstiftung. Die gaullistische Abgeordnete Valérie Boyer (Les Républicains) erklärte sogar, daß in der Regel zwei Kirchen pro Woche geschändet würden.
Es gibt allerdings Zahlen, die eher dafür sprechen, daß es sich um zwei bis drei Kirchen pro Tag handelt, die einem Angriff zum Opfer fallen (die Netzseite www.christianophobie.fr dokumentiert die Vorgänge kontinuierlich). Jedenfalls ist die Zahl in den vergangenen zehn Jahren dramatisch angestiegen, und selbst das französische Innenministerium zeigt sich „beunruhigt“.
Grab von Karl Martell
Trotzdem wird der Sachverhalt, wenn er überhaupt an die Öffentlichkeit dringt, meistens unter der Rubrik „Vandalismus“ behandelt; anders als bei Angriffen auf jüdische oder islamische Einrichtungen. Sehr selten ist von „Katho-“ oder „Christianophobie“ die Rede.
Auch im Fall von Saint-Denis erscheint es mehr als unwahrscheinlich, daß die Attacke auf einen so symbolträchtigen Ort Zufall war oder jugendlichem Destruktionstrieb zuzuschreiben ist. Zumal Saint-Denis neben den Gräbern der Könige auch das des fränkischen Hausmeiers Karl Martell birgt, – jenes Heerführers, der 732 in der Doppelschlacht bei Tours und Poitiers den Vormarsch der arabischen Heere gegen das Zentrum des Abendlandes aufgehalten hat.