BERLIN. In einer feierlichen Zeremonie hat die Bundesregierung am Mittwoch die sterblichen Überreste von Herero und Nama an Namibia zurückgegeben. Während der Veranstaltung bekannte sie sich zu ihrer Verantwortung für Verbrechen, die deutsche Kolonialtruppen vor 114 Jahren begangen hatten. „Deutschland steht fest zu seiner historischen Verantwortung“, sagte Kulturstaatsministerin Michelle Müntefering (SPD) laut Nachrichtenagentur dpa.
In ihrer Rede im Anschluß an einen Gedenkgottesdienst vermied Müntefering es, von einem Völkermord zu sprechen, da es den Tatbestand damals noch nicht gegeben habe. Sie bitte aber „aus tiefstem Herzen um Verzeihung“.
Vertreter der namibischen Delegation erneuerten während der Veranstaltung in der Französischen Friedrichsstadtkirche in Berlin ihre Reparationsforderungen gegenüber Deutschland. Weitere Angehörige der Volksgruppen demonstrierten vor der Kirche für Entschädigungszahlungen. Die deutsche Regierung lehnt derartige Zahlungen ab. Seit fünf Jahren verhandelt sie mit dem Nachfolgestaat der ehemaligen deutschen Kolonie um eine Wiedergutmachung.
Knochen waren in Museen ausgestellt worden
Die sterblichen Überreste waren in Deutschland in Museen ausgestellt und zur medizinischen Forschung verwendet worden. Sie sollen am 31. August in der namibischen Hauptstadt Windhuk mit einem Staatsakt in Empfang genommen werden.
Bei den überreichten Gebeinen handelt es sich um Schädel und weitere Skeletteile von 27 Angehörigen der Volksgruppen der Herero und Nama, die während der Kolonialzeit 1904 von deutschen Truppen getötet worden waren. Damals schlug das Deutsche Reich den Aufstand der Herero und Nama in seiner Kolonie Deutsch-Südwest-Afrika nieder. (ag)